Mit dem Rad zur Steinmühle – und das jahrelang: Ein Interview
Eine Generation von Radfahrern verlässt mit dem diesjährigen Abiturjahrgang die Steinmühle. Zwei von ihnen, Anton und Leo, hat Steinmühlen-Lehrkraft Ines Vielhaben zum Gespräch getroffen.
Vielhaben: Wann habt ihr angefangen, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, und was waren die Gründe für eure Eltern, warum ihr das bereits in jungen Jahren durftet?
Leo: Ich fahre seit der fünften Klasse mit dem Fahrrad zur Steinmühle, mit wenigen Ausnahmen im Winter, wenn ich den Bus genommen habe. Mein Vater war ebenfalls auf dieser Schule und ist damals auch mit dem Fahrrad gefahren – da war es für mich naheliegend, es genauso zu machen.
Anton: Ich bin ebenfalls ab der fünften Klasse mit dem Fahrrad gekommen. Zur Grundschule bin ich noch gelaufen, aber mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule haben wir uns mit Freunden – unter anderem mit Leo – zu einer Radgruppe zusammengeschlossen.
„Mit Auto oder Bus nicht schneller“
Vielhaben: Welche Vorteile seht ihr darin, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, anstatt mit dem Auto gebracht zu werden oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen?
Leo: Also ich fahre ab und zu, wenn ich mal das Auto bekomme, seit ich volljährig bin mit dem Auto zur Steinmühle und dann merke ich selber, dass Auto- oder Bus fahren nicht schneller ist.
„Ich fühle mich ausgeglichener“
Anton: Neben der Zeitersparnis ist es auch praktisch, spontan losfahren zu können – zum Beispiel, wenn man früher Schulschluss hat. Zudem fühle ich mich ausgeglichener, wenn ich morgens frische Luft und Bewegung bekomme. Busfahrten dagegen fand ich oft anstrengender und ermüdender.
Vielhaben: Habt ihr besondere Routen entdeckt, die sich gut zum Radfahren eignen?
Leo: Wir fahren immer über die Cappeler Felder.
Anton: Mein Schulweg ist fast komplett autofrei. Nur an einer Brücke komme ich kurz mit dem Straßenverkehr in Kontakt. Das macht die Fahrt angenehm und entspannt.
Vielhaben: Gab es Herausforderungen beim täglichen Radfahren? Wie seid ihr damit umgegangen?
„Durch die Bewegung wird einem warm“
Leo: Manchmal war unsere große Gruppe – zeitweise bis zu zwölf Leute – ein Hindernis für andere. Einige fanden das nicht so toll. Ansonsten hatte ich kaum negative Erfahrungen.
Anton: Klar, Regen und Kälte sind manchmal herausfordernd. Aber mit Handschuhen und wetterfester Kleidung geht es. Nach ein paar Minuten Fahrt wird einem durch die Bewegung ohnehin warm.
Vielhaben: Wie hat das Radfahren euren Alltag, eure Fitness und Gesundheit beeinflusst?
Leo: Die tägliche Strecke beträgt insgesamt etwa 12 Kilometer – das hält fit, ohne dass man es direkt merkt.
Anton: Ich nutze das Fahrrad auch für außerschulische Termine oder wenn ich zum Training fahre. Selbst wenn ich die Möglichkeit habe, Bus zu fahren, ziehe ich das Rad vor, weil es entspannter ist. Das möchte ich auch später beibehalten.
Vielhaben: Gibt es besondere Erlebnisse, die euch in Erinnerung geblieben sind?
Anton: Im Winter gab es auf den Cappeler Feldern immer eine vereiste Pfütze, über die wir absichtlich gefahren sind. Manchmal sind wir sogar 20 Minuten früher los. Das war eine witzige Challenge – wer am coolsten fällt oder die Balance am längsten hält (lacht).
„Nachhaltiges Verhalten muss kein Verzicht sein“
Vielhaben: Hat das Radfahren eure Einstellung zum Umweltschutz beeinflusst?
Leo: Der Umweltaspekt war für mich nie der Hauptgrund, aber es trägt natürlich dazu bei. Deshalb finde ich es gut und werde es weiterhin tun.
Anton: Ich glaube, es zeigt, dass nachhaltiges Verhalten nicht kompliziert oder ein Verzicht sein muss. Wenn gute Radwege vorhanden sind, fällt es leicht, sich für das Fahrrad zu entscheiden.
Vielhaben: Welchen Tipp würdet ihr jüngeren Schülern und deren Eltern geben, die überlegen, mit dem Rad zur Schule zu fahren?
Leo: Einfach ausprobieren! Am besten mit Freunden – in der Gruppe macht es mehr Spaß. Vor allem bei gutem Wetter lohnt es sich.
Anton: Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen. Kinder passen beim Radfahren auf, und über das Cappeler Feld ist es sicher. Außerdem hält Radeln langfristig fit.
„Reifen sollten aufgepumpt sein, Licht sollte funktionieren“
Vielhaben: Braucht man ein bestimmtes Fahrrad für den Schulweg?
Leo: Nein, überhaupt nicht. Solange die Reifen aufgepumpt sind und das Licht funktioniert, kann es losgehen.
Vielhaben: Nutzt ihr lieber Rucksäcke oder Fahrradtaschen?
Leo: Rucksack – das ist praktischer.
Vielhaben: Gibt es Verbesserungen, die das Radfahren zur Schule noch attraktiver machen könnten?
Anton: Ja, der Weg vom Bootshaus ist ein Dauerthema. Besonders im Frühjahr und Herbst ist er matschig, und man kommt mit Schlammspritzern am Rücken an.
Vielhaben: Glücklicherweise kann man alternativ seit einiger Zeit bei nassem Wetter über den neu gepflasterten Steinmühlenweg fahren. Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Abiturprüfungen – zu denen ihr sicher auch mit dem Fahrrad erscheinen werdet!