Gegen die „Lesemuffelei“: 6a startete Leseolympiade
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Sowohl Statistiken als auch eigene Erfahrungen und Einschätzungen der Schüler/innen belegen, dass immer weniger gelesen wird. In der Klasse 6a teilten in einer durchgeführten Umfrage 16 Schüler/innen mit, dass sie nie oder nur gelegentlich lesen würden. 5 kreuzten an, gelegentlich zu lesen. 11 gaben die Antwort: Ich lese nie. –  Diesem erschreckenden Ergebnis sollten verschiedene, in der Jahrgangsstufe 6 durchgeführte Leseprojekte entgegenwirken. Lehrerin Melisande Lauginiger schreibt in ihrem Bericht:

Nachdem in der Jahrgangsstufe 5 eine kleine Klassenbibliothek errichtet wurde, die ein Großteil der Schülerinnen und Schüler – neben der Schulbibliothek – rege zur privaten Lektüre genutzt hatte, sollte dies durch eine durch den Klassenraum wandernde Raupe visualisiert werden. Für jedes gelesene Buch erhielt der Schüler/die Schülerin einen Raupenbauch, der zugleich als Werbung für das Buch fungieren sollte. Dadurch und durch zahlreiche Buchvorstellungen wurden die Lesemotivation und -kompetenz bereits gesteigert.

 

Mindestens 50 Seiten pro Woche

Dennoch war klar, nicht zuletzt, weil die Parallelklasse mit der Leseolympiade ebenfalls gute Erfahrungen gemacht hatte, dass zur weiteren Förderung der Lesemotivation und Lesekompetenz ein weiteres Projekt herhalten sollte. Um der großen Lesemotivation der Klasse weiter gerecht zu werden, aber auch diejenigen zu motivieren, die das Lesen, und darin enthalten die Klassenbibliothek, noch nicht für sich als Unterhaltungsoption entdeckt hatten, wurde im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 6 eine Leseolympiade durchgeführt: Die Kinder waren angehalten, jede Woche mindestens 50 Seiten zu lesen und ihre gelesenen Seitenzahlen in eine große Übersichtsliste in der Klasse einzutragen.

 

Keine Nichtleser mehr!

Von Beginn an wurde die Leseolympiade bei über der Hälfte der Klasse sehr positiv angenommen. Durch die Motivation vieler und durch den Wettbewerbscharakter wurden auch die anderen mitgerissen, sodass ein Sog entstand, der alle in seinen Bann zog. So gab es einige Schüler, die in fast jeder Woche tausende von Seiten gelesen haben. Der Rekord lag hier bei 5207 Seiten in einer Woche. Nicht minder bedeutend ist die Tatsache, dass es keinen Schüler/keine Schülerin gegeben hat, der/die durch die Leseolympiade nicht mehr gelesen hat. Einige der absoluten Nichtleser haben mit der Zeit mehrere hundert Seiten gelesen – und das, obwohl die Teilnahme freiwillig war.

 

Urkunden für alle

Insgesamt hat die Klasse 6a ein hervorragendes Leseergebnis erzielt und im ersten Halbjahr (August – Mitte Dezember) 139.843 Seiten gelesen. Ein wirklich beeindruckendes Resultat! Für dieses Ergebnis wurden die Schüler im Januar schließlich geehrt. Alle Teilnehmer erhielten Urkunden für ihr tolles Leseengagement. Die neun Sieger erhielten zusätzlich Buchgutscheine. Diese wurden dankenswerter Weise von der Steinmühle und der Buchhandlung Roter Stern/Lesezeichen gestiftet, mit der die Steinmühle seit vielen Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeitet.

 

Livia Schulze vorn

Livia Schulze belegte mit 27.381 Seiten den 1. Platz, Rebecca Zenker mit 25.044 Seiten den 2. Platz und Lilly Peters mit 18.432 Seiten den 3. Platz. Den 1. Platz bei den Jungen belegte Henry Just mit 12.252 gelesenen Seiten, gefolgt von Fabian Fahr mit 4164 und Leon Schmidt mit 3668 gelesenen Seiten. Selbst die hinteren Plätze haben es geschafft, mindestens 486 Seiten aufwärts zu lesen. Damit kann die Leseolympiade, die von den Schülern/innen sehr gut bewertet wurde, als ein beeindruckender Erfolg gesehen werden.

 

Preise für die Aufsteiger

Um auch die Schüler zu motivieren, denen das Lesen schwer fällt oder die grundsätzlich von sich aussagten, sie seien absolute Nichtleser, gab es auch einen Preis für die größten Aufsteiger, den aber fast alle Schüler verdient hätten: Diesen Preis belegten Hanna Schmidt-Dege (6. Platz mit 10.350 gelesenen Seiten), Lasse Hühn (12. Platz mit 1730 gelesenen Seiten) und Enrique Seip (11.Platz mit 2380 gelesenen Seiten).

 

Team Steinmühle/Philippinum siegte bei Mathewettbewerb
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Schüler von Steinmühle und Philippinum wurden im Team Hessenbeste ihres Jahrgangs beim internationalen Bolyai-Mathematikwettbewerb. In der Jahrgangsstufe 5 siegten die Steinmühlenschülerinnen Sophia Rogosch und Teresa Katharina Dinges zusammen mit Jonathan Hundt und Leo Yu’an (beide Philippinum). Wir gratulieren herzlich zu diesem gemeinsamen Erfolg!

Der Leitspruch des Wettbewerbs lautet: “Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist ein ganz zentraler Wert unseres Lebens.” Das Reizvolle an diesem Wettbewerb ist, dass die Schülerinnen und Schüler in 4er-Teams im vorgegebenen Zeitrahmen von 60 Minuten sowohl Aufgaben als auch vorgegebene Lösungen diskutieren und die Arbeit geschickt aufteilen können. Besonders herausfordernd ist, dass von den jeweils vorgegebenen fünf Antwortmöglichkeiten auch mehrere richtig sein können. Bei einer der gestellten Aufgaben waren sogar alle fünf vorgegebenen Antworten richtig. Selbstverständlich erkannten dies unsere Mathe Asse. Tolle Leistung! Wir gratulieren!

Aliena, Paula und Velten rechneten am besten
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Bei der verbindlichen Vergleichsarbeit in Mathematik für die 8. Klasse, dem „Mathematikwettbewerb des Landes Hessen“,  waren in diesem Jahr Aliena Eutebach (8a), Paula Auschill (8a) und Velten Schulz (8c) die Schulsieger an der Steinmühle. Von 48 möglichen Punkten erreichte Aliena 45, Paula 44,5 und Velten 41,5 Punkte. Alle drei werden am 7. März in der Elisabethschule an der 2. Runde des Wettbewerbs teilnehmen. Wir wünschen ihnen viel Erfolg!

Bei der Zeugnisausgabe am 1. Februar nahmen Paula, Aliena und Velten (v. l. n. r.) ihre Urkunden entgegen.

Schüler besuchten Gericht: So läuft eine Verhandlung ab
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Im Rahmen des sechsstündigen und über drei Wochen laufenden Projektes „Jugend und Recht“ besuchte die Klasse 8c von Steinmühlenlehrerin Dr. Claudia Röder eine Gerichtsverhandlung vor dem Marburger Landgericht. Ziel war es, die erlernte Theorie von den Abläufen vor Gericht durch reale Anschauung zu vervollständigen. Nicht zuletzt vermitteln Medien bestimmte Vorstellungen davon, wie es vor Gericht zugeht. Aber sollte sich das auch bewahrheiten?

Bei der Verhandlung handelte es sich um eine Jugendstrafsache im Bereich der Körperverletzung. Betreut wurde die Schülergruppe, deren Exkursion von Richterin am Landgericht Heike Schneider und Dr. Claudia Röder organisiert worden war, durch Richter Thomas Rohner.

Interessant war für die jugendlichen Schülerinnen und Schüler der Steinmühle die Diskussion, ob es sich bei der betreffenden Tat um leichte oder schwere Körperverletzung handelt. Auch wurde von den Prozessbeteiligten diskutiert, ob der männliche Angeklagte nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden soll. Die Argumente des Für und Wider wurden ausführlich erörtert, beeinflussen sie doch das Strafmaß erheblich.

Im Anschluss durften die sehr interessierten Jugendlichen dem Richter und dem Staatsanwalt Fragen stellen. Am Ende des Besuches zeigte Richterin Heike Schneider den Gästen aus der Steinmühle noch den Schwurgerichtssaal des Landgerichts und erzählte von ihrer Arbeit.

„Wie hoch ist unsere Schulhof-Linde?“ Diese Frage beantworteten   die   Schülerinnen   und   Schüler   der   9.   Klasse   gemeinsam   mit Auszubildenden des Amtes für Bodenmanagement (AfB) Marburg während des Projektunterrichts „Vermessung der Welt“ in der Steinmühle. Die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Schule hat Tradition. Sie fand bereits zum neunten Mal statt und erreichte mehr als 200 Schülerinnen und Schüler.

Für die Höhenbestimmung der Schulhof-Linde bauten die Schülerinnen und Schüler ein elektronisches Tachymeter im Hof auf und ermittelten damit präzise Messwerte an der Linde. Dieses professionelle Messgerät hatten die Auszubildenden Ronja Gies und Joshua Fedler vom AfB Marburg mitgebracht. Es handelt sich um ein Messinstrument, das Horizontalrichtungen (-winkel), Vertikalwinkel und Schrägstrecken erfasst. Aus den Messwerten und mithilfe der Formeln der „ebenen Trigonometrie“ (Berechnung unbekannter Seiten und Winkel in einem beliebigen ebenen Dreieck) berechneten die Schülerinnen und Schüler die Höhe des Baumes. Dabei unterstützten die zwei Auszubildenden und beantworteten Fragen.

Die Lösung der Schüler ließ nicht lange auf sich warten: „13,81 also rund 14 Meter ist die Linde hoch! Das weicht ja kaum von der Höhe ab, die wir mit unseren Schultheodoliten ermittelt haben“, so die Schüler. Im theoretischen Teil des Unterrichts fragten die Auszubildenden des AfB Marburg, wo den Schülerinnen und Schülern schon überall Geodaten, also Daten, die einen Bezug zur Erde besitzen, begegnet sind. Anschließend stellten sie dar, dass die Erde keineswegs eine exakte Kugel ist und spannten den Bogen von der Erde als Scheibe über die Kugel bis zu den Erdfiguren Geoid und Ellipsoid. Es folgte ein kurzer geschichtlicher Abriss zur Kurhessischen Triangulation (1821 – 1839) und das Wirken des Mathematikers, Astronoms und Physikers Christian Ludwig Gerling (10.07.1788 – 15.01.1864) an der Universität Marburg.

 

Geodaten relevant für die Politik

„Heute spielen in etwa 80 Prozent aller politischen Entscheidung Geodaten eine wesentliche Rolle“, so Jörg Lipphardt, Ausbilder beim AfB Marburg. Lipphardt stellte den Schülerinnen und Schülern den Ausbildungsberuf Geomatikerin/Geomatiker vor und informierte über die guten Berufsaussichten für Schulabgänger in der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG) sowie die Zukunftschancen im Bereich der Geoinformation auf.

Im Hauptfach „Projektunterricht“ der Steinmühle erarbeiten sich Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Themen projektartig, indem sie sich mit den Inhalten handlungs- und praxisorientiert auseinandersetzen. In das Projekt „Vermessung der Welt“ einen Praxisteil mit Fachleuten einzubauen, war Wunsch des Mathematik- und Biologielehrers Malte Klimczak, der das Projekt zusammen mit seiner Kollegin Nicole Scholtes vor wenigen Jahren konzipiert hat und mit der Idee an das AfB Marburg herangetreten ist.

„Was kann Schülern die Sinnhaftigkeit des Lernens besser vermitteln, als der Austausch mit Fachleuten, deren tägliches Handwerkszeug Trigonometrie ist? Die Motivation zum Lernen kommt dabei automatisch“, so Steffen Ullwer, der Projektlehrer der Klasse.

„Aus unserer Sicht ist es sogar ein perfektes Beispiel für eine Win-Win-Situation“, ergänzten die Auszubildenden. „Wir mussten uns auf den heutigen Tag vorbereiten und konnten dabei Ausbildungsinhalte wiederholen, die später in unserer Prüfung gefragt sind.“

 

Zum Einzug ins Atrium ertönte die Europahymne
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„Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum…“ – auf diesen Moment hatte das Leitungsteam der Steinmühle lange hingearbeitet und Schulleiter Bernd Holly ließ sogar die Europahymne ertönen. Zusammen mit seinem Kollegen Björn Gemmer und Geschäftsführer Dirk Konnertz erwartete er, mit dem Megaphon in der Hand, die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 am Montag gegen halb neun vor dem neuen Mittelstufengebäude.

Sie strömten, bepackt mit ihren Schulmaterialien wegen des Umzugs vom in Sanierung befindlichen Hauptgebäude in das „Atrium“. Sachte, Schuhe abputzen, und dann in den zugewiesenen Klassenraum. Der Moment hatte schon etwas Besonderes.

In bewährter Manier filmte Christian Plaum, Inhaber der Firma Lichtwerk, die Szenerie. Die Treppen hoch, erstaunte Blicke auf die dominierenden Sitzmöbel. Auf den großen Flächen des Gebäudes musste man sich erst einmal orientieren. „Oh nein, Gott, wie geil,“ entfuhr es einer Schülerin. Wie die Schüler das neue Gebäude fanden, danach musste man gar nicht fragen. Die Kommentare kamen spontan.

 

Schulklassen schwärmen

„Super“ – „Schön modern“ – „Sieht richtig geil aus“ – „Und ein Aufzug, Alter“. – Manchmal beschreibt Jugendsprache es am besten. „Ich find das sooooo schön,“ „Alles blau-rot, wie toll“, „Guckt euch das an!“ Es war wirklich nicht zu überhören, dass mit Ausstattung und Gestaltung auch der Geschmack junger Leute getroffen wurde. „Die Klassenräume sind viel größer,“ „So viele Fenster“, „Pflanzen, ah, wie cool“. In der großen Pause ging es dann auf größere Entdeckungsreise. „Mega-Sitzecken für wirklich viele Leute, da kann man in Riesengruppen sitzen.“ Auf konkretes Nachhaken, was am Schönsten sei, kamen auch Komplimente für die Sanitärausstatter: „Was ich am Schönsten finde? Die Toiletten!“ –  Ja, warum nicht.

„Die interaktiven Boards sind wirklich toll,“ sagten einhellig die Lehrerinnen Jennifer Bernhart und Julia Riemenschneider. Aus Sicht der Lehrkräfte ebnet die Ausstattung den Weg zu einem zukunftsweisenden, modernen Unterricht.

Während der Schulbetrieb nun ins Rollen gekommen ist, herrscht noch Arbeitsstimmung für die Baufirma Gade, ihren Geschäftsführer Jochen Schröder und seine Mitarbeiter. Die Außenanlagen sind noch nicht finalisiert, auch innen fehlen noch Kleinigkeiten wie Seifenspender oder Papierkörbe in der Etagenfläche, auch der Eingangsgitterrost. Die Hausmeister Oleg Koch und Viktor Grenz sieht man hin und herflitzen. Ihr Geschick ist gefragt, bis in Kürze auch Kleinigkeiten abgeschlossen sein werden.

 

Stimmige Energiebilanz

Für Architekt Thomas Oesterle ist die Spannung etwas gesunken, aber noch nicht ganz passé. Dazu fehlt es noch am Abschluss einzelner Restarbeiten. Aber es ist Land zu sehen, immerhin soll vieles diese Woche geschehen. Dann wird auch die Heizzentrale an die Hausmeister übergeben.

Stolz ist der Planer, dass auch für Kernfragen eine Antwort mit guten Lösungen präsentiert werden kann. „Kostet so viel Verglasung nicht mächtig Energie?“ Thomas Oesterle erläutert, dass Drei-Scheiben-Verglasung in Verbindung mit dickeren Wänden einen Wärmeverlust kompensiert und die Energiebilanz wieder stimmig macht. Die Elektroerträge aus Photovoltaik auf dem Gebäude fließen ihm außerdem selbst auch wieder zu.

Dass alle Brandschutzrichtlinien modernstens realisiert wurden, versteht sich für den routinierten Planer von selbst. „Aus jedem Raum in jeder der drei Etagen gibt es Fluchtmöglichkeiten ins Freie.“

 

 

 

Mathe-Olympiade: Jan Audretsch auf Rang zwei der Bundesrunde
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Wenn das nicht der Hammer ist: Bei der Bundesrunde der Mathematikolympiade 2018 in Würzburg hat Steinmühlenschüler Jan Audretsch (Kl.9) den zweiten Platz belegt! Jan erhielt dazu ein persönliches Glückwunschschreiben des Hessischen Kultusministers Prof. Dr. Alexander Lorz. Darin heißt es unter anderem: „In diesem mathematisch anspruchsvollen Wettbewerb hast du unter Beweis gestellt, dass du über ein hohes Maß an abstraktem Denkvermögen und eine große Vielfalt an mathematischen Methoden verfügst.“ Besser können wir es tatsächlich nicht ausdrücken.
Lieber Jan, die Steinmühle ist mächtig stolz auf dich. Fast unglaublich, einen solchen Rang zu erreichen! Gleichzeitig wissen wir aber bereits, dass das nicht dein letzter Wettbewerbserfolg war, und in Kürze dürfen wir laut Schulleitung und deiner Fachlehrerin Constanze Oestreicher-Gold noch mehr von dir vermelden. Einen riesigen Glückwunsch! Mach weiter so, wir drücken die Daumen!

Back to the roots: Ex-Internatsschüler Michel Hermens ist heute Hausleiter
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Man muss sich schon äußerst wohlgefühlt haben in seinem schulischen Umfeld, wenn man entscheidet, dass man später genau dort arbeiten möchte. Michel Hermens ging es so.  Von 2004 bis 2008 lebte der gebürtige Niederländer im Stamm- und Westfalenhaus des Internats Steinmühle. Genau dorthin kam er zurück und ist jetzt Hausleiter der Mühle.

Mit drei Jahren kam der Eindhovener, Jahrgang 1987, nach Deutschland und „verstand kein Wort“. Ein Werk des Unternehmens Philips in Wetzlar war für die Eltern Grund des Umzugs nach Mittelhessen. Die Schulkarriere des Sohnes hatten sie sich glatter vorgestellt. Schulischer und damit familiärer Stress führten damals, so Michel, zur Anmeldung im Internat Steinmühle.

Nach 12 Jahren Schule wollte er heraus aus dem schulischen Alltag und aktiver werden. Mit dem Fachabitur in der Tasche sollte es eine Ausbildung im Hotelfach sein. Die Vorstellungen des jungen Mannes von diesem Berufsfeld bewahrheiteten sich nicht. An einer Grundschule leistete er daraufhin ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Früh- und Nachmittagsbetreuung, übernahm Verwaltungsaufgaben. Dieses erfolgreiche Tun animierte ihn anschließend zum Studium des Grundschullehramtes in seiner niederländischen Heimat.

Das Ende war das nicht. Michel Hermens trieb es wieder nach Marburg zurück. Back to the roots. Ein Praktikum im Internat Steinmühle finanzierte er 2012 mit einem Job an der Tankstelle. „Es war eine Art Heimkommen, wieder den Steinmühlenweg entlangzulaufen.“

 

„Ich sehe mich in den Schülern selbst“

 

Unausgesprochen stand fest: Hier bleibe ich. Eingestehen musste Michel Hermens allerdings, dass sich einiges verändert hatte. Das Internat zu seinen eigenen Schulzeiten beherbergte zwar damals im Westfalen- und Hessenhaus schon Jungen und Mädchen zusammen, die Hausversammlungen wurden aber noch getrennt durchgeführt. Bezugspädagoge war für die Jungen im Haus der männliche Mitarbeiter, für die Mädchen die weibliche Mitarbeiterin.

Auch personell gab es Änderungen, der Zeit geschuldet. Ruderlehrer Martin „Stromi“ Strohmenger war damals Assistent im Westfalenhaus. Den Internatsleiter kannte Michel Hermens von früher noch als Erzieher. Aus dem übrigen Kreis der Pädagogen waren zwei noch da.

Mit den Schülern hatte er gleich einen Deal. „Ich merkte schnell, dass wir einen guten Draht haben,“ sagt Michel Hermens rückblickend über die Anfangszeit seiner Heimkehr. „Für viele Schüler war ich gleich eine Vertrauensperson.“ Der Mann, der zunächst als Assistent in Mühle und Hessenhaus arbeitete, reflektiert heute seine eigene Zeit: „Ich sehe mich in den Schülern selbst.“

Die Herausforderungen auch in kniffligen Situationen seien das, was besonderen Spaß mache und Genugtuung gebe. Viele Veränderungen nimmt er positiv wahr. „Das Soziale,“ so Hermens, „hat sich am Internat Steinmühle deutlich entwickelt. Auch das Lernbüro eröffnet Möglichkeiten, die es früher nicht gab.“

Der sportliche Niederländer mit dem einstigen Drang zum Ortswechsel ist am Internat Steinmühle (wieder) zur Ruhe gekommen. Dieses „In-Sich-Ruhen“ kann er auf Schüler übertragen. Nach Hause, zur Familie nach Maastricht, fährt er regelmäßig trotzdem. Und in Urlaub, an besondere Orte mit besonderen Landschaften. Das Gewöhnliche, Normale und Alltägliche muss es für Michel Hermens nämlich auch im Urlaub nicht sein. Einer seiner Lieblingsplätze: Die Azoren.

 

 

 

M. Hermens mit seiner aktuellen Wohngruppe

Ein Bild aus Schülertagen

Abwechslungsreicher Musikabend mit großen Talenten
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Eine kleine, feine Veranstaltung, bei der talentierte Solisten Gelegenheit haben, ihr Können zu präsentieren – das ist alljährlich „Open Stage“ an der Steinmühle. Diesesmal waren zusätzlich andere Fähigkeiten für das Programm gefragt: Fynn Konnertz als tragender Akteur war erkrankt – da galt es, zu improvisieren.

Daniel Sans moderierte das Programm, das er somit „umstricken“ musste. Es gelang aber, verschiedene Talente kurzfristig zum Mitmachen zu begeistern. So entstand trotzdem ein flüssig ablaufender Abend voller Musik. – Auch das ist Steinmühle: Aushelfen, wenn Not am Mann ist.

Den brillianten Einstieg machten Alicia Spitzhüttl (Querflöte) und Nina Simmer (Klavier) mit „Clair de lune“ von Debussy.

Es folgte die Sonate „Presto“ von Telemann, ein barockes Stück, bei hohem Tempo schwer zu spielen. Hier bewiesen Nela Haeberle und Anna Schwarz an der Querflöte ihr Können.

Der Beitrag der mehrfach ausgezeichneten Violinistin Bodam Lee zusammen mit der Konzertpianistin Marie Sans, Ehefrau des Moderators, ließ keine Wünsche offen. Beide spielten den „Csardas“ von Monti und „Salut d’amour“ von Elgar.

Tom Herfert bewies sodann seine Fähigkeiten am Tenorsaxophon mit den Jazz Standards „Solitude“ und „Remember Clifford“.

 

Mit Erfolg an große Songs gewagt

Christian Michael Eifert wagte sich im Anschluss an den nicht einfachen Song „Save yourself“ von Ed Sheeran und machte seine Sache wirklich gut.

Hierauf kam noch einmal Tom Herfert am Saxophon zum Zug mit „Old Cowhand“ und „Sentimental Mood“ von Duke Ellington.

Anschließend sang Alissa Thomas das Stück „I’d rather go blind“ von Etta James. Begleitet wurde die talentierte Sängerin in harmonierender Weise vom Gitarrenspiel durch Noah Herrmann.

Das Ende dieses Abends voller Engagement, Leidenschaft und Gefühl setzten mit ihrem Auftritt Talea Funk (Gesang und Ukulele) und Evelyn Damer (Gesang). Sie präsentierten die Beiträge „Human“ von Dodie Clark und Jon Cozart, „I wanna be like you“ aus „Das Dschungelbuch“ nach Tessa Violet und Jon Cozart sowie von Faber „Wer nicht schwimmen kann, der taucht.“

An diesem draußen eiskalten Abend dürfte keiner im Zuschauerraum bereut haben, im wohltemperierten Forum der Steinmühle, statt daheim auf dem Sofa gesessen zu haben.

Einweihung des neuen Mittelstufengebäudes: ein Vorzeigeobjekt auf solidem Fundament
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Vor 36 Monaten gehörte dem Schulverein Steinmühle Marburg noch nicht einmal der Grund und Boden, heute wurde das neue Mittelstufengebäude der Steinmühle bereits seiner Bestimmung übergeben. Zur offiziellen Einweihungsfeier kamen knapp 100 Gäste nach Cappel, von denen mehrere das Wort ergriffen: Staunend, dankend und begeistert.

Das „Atrium“, wie es benannt wurde, steht als eindrucksvolles Entrée gleich rechts auf dem Steinmühlencampus. 8800 Kubikmeter umbauter Raum, 1780 Quadratmeter Nutz- und Nebenflächen. 12 Räume für die Klassen 7-10 sind hier entstanden mit ökologischer Gebäudetechnik, modern und zukunftsorientiert ausgestattet. Egon Vaupel, Vorsitzender des Schulvereins, fasste es zusammen: „Alle Bedingungen und Grundlagen für erfolgreiches Lernen sind hier erfüllt.“

In der Tat lässt das Atrium keine Wünsche offen.  Ein Gruppenraum und ein Lagerraum für jede Jahrgangsstufe, außerdem ein flexibler und teilbarer Raum, Küche und Lehrerstützpunkt. Interaktive Smartboards mit Multitouchsystem haben das Ende der Kreidezeit längst eingeläutet. Die Aussicht aus jeder Fensterperspektive ist hervorragend: Südlich schaut man ins Lahntal, ansonsten in Richtung Schloss. Da möchte man nochmal zur Schule gehen – dieser Satz war im Auditorium zu hören. Geladen waren Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie das Lehrerkollegium. Und viele derer, die sonst noch Anteil am Gelingen hatten.

 

Sachverstand und Kompetenz

Das Projekt war nicht in den Schoß gefallen. Die Steinmühle als Schule in freier Trägerschaft kann nicht automatisch auf öffentliche Gelder zurückgreifen. Eigenmittel waren für das Projekt gefordert, das mit einem Gesamtkostenaufwand von 6,5 Millionen Euro entstand. Über 150.000 Euro waren gespendet worden, allein 35.000 Euro flossen durch den Förderverein. Eine Bürgschaft des Landkreises Marburg-Biedenkopf stützte den Teil des durch Darlehen gedeckten Kapitalbedarfs.  Dass die Kosten im Budget blieben und die Fertigstellung im Zeitplan, zeugen von Sachverstand und Kompetenz der Verantwortlichen. Der Schulvereinsvorsitzende: „Alles wurde richtiggemacht.“

Der besondere Dank des Tages ging an Geschäftsführer Dirk Konnertz. „Er hat Außergewöhnliches und Herausragendes geleistet, ohne ihn hätten wir es nicht geschafft,“ erklärte Vaupel. Konnertz verwies auf den Rückhalt und das erstklassige Teamwork mit den Schulleitern Björn Gemmer und Bernd Holly. Die Arbeit Hand in Hand habe das, was heute sichtbar sei, möglich gemacht.

 

„Die Überzeugungskraft der Steinmühle ist stark“

„Schule soll ein Ort des Wohlfühlens sein, hinsichtlich des Umgangs miteinander und hinsichtlich der Atmosphäre, auch optisch,“ freute sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies in seiner Ansprache. Das Erhalten persönlicher Bande sei an der Steinmühle besonders ausgeprägt, ein positives Zeichen. „Wir freuen uns auch über die Bilinguale Grundschule,“ sagte das Stadtoberhaupt bei dieser Gelegenheit, auch wenn man mögliche Auswirkungen auf Schülerzahlen an staatlichen Grundschulen grundsätzlich im Blick haben müsse. Der neue Schulzweig, der zum Schuljahresbeginn 2019/20 an der Steinmühle startet, erweitere das Pädagogische Spektrum der Stadt, „ein weiterer attraktiver Bildungsbaustein.“ Die Schule setze Maßstäbe für den Bildungsbereich, von dem letztendlich alle profitierten. Spies anerkennend: „Die Überzeugungskraft der Steinmühle ist stark.“

 

Hilfe zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit

„Schulen stehen in einem natürlichen Wettbewerb um die besten Konzepte,“ befand auch Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter. Bildung solle Sicht- und Denkweisen verändern und dabei helfen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Diesem Auftrag komme die Steinmühle in hohem Maße nach.

 

Georg Ritter, Geschäftsführer des hinter dem Internat Steinmühle stehenden Trägerunternehmens Steinmühle GmbH & Co. KG, fand anerkennende Worte für die Leistungen des Schulvereins und seine Projekte. Die verstärkte Zusammenarbeit von Internat und Schule, die unlängst auf solide vertragliche Grundlagen gestellt worden war, sei bereits jetzt sehr gedeihlich und auf die Zukunft gerichtet: „Wir haben gemeinsam noch sehr viel vor.“

 

Mit heimischen Unternehmen

Architekt Thomas Oesterle zog zum Steinmühlenneubau abschließend eine Bilanz aus baulicher Sicht. Der Bau sei in jeder Hinsicht zukunftsfähig errichtet. Bodenverbesserungen durch Kieseinbau in bis zu vier Meter Tiefe hätten dem Gebäude, das im Hochwassergebiet stehe, ein solides Fundament verschafft. Das Objekt, das in Händen der Gade Schlüsselfertigbau GmbH gelegen hatte, sei ohne Bauunfall, im vorgeschriebenen Zeitfenster und bis auf eine Ausnahme nur mit Unternehmen aus dem Landkreis errichtet worden. Oesterle nicht ohne Stolz: “Ein Vorzeigeobjekt.“

Diese Worte passten in jedem Fall zu der musikalischen Eröffnung der Veranstaltung durch Konzerttenor und Steinmühlen-Musiklehrer Daniel Sans. Begleitet am Klavier von Konzertpianistin und Ehefrau Marie-Gabrielle Sans hatte er stimmgewaltig prophezeit: „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben.“ Irgendetwas – aus Sicht der Steinmühle jedenfalls – war dran.