Musikinteressierte haben den jungen Mann mit den dunklen Haaren bestimmt schon bei Veranstaltungen im Forum am Flügel gesehen. Gojus Kanes, 18jähriger Internatsschüler der Steinmühle, liebt dieses Instrument – und das merkt man. Im vergangenen Schuljahr stellte er sich den Herausforderungen des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, erst regional, dann landesweit. Er erreichte Platz drei – und wer sich auskennt, der weiß: Das muss man erst mal schaffen.
Drei Stunden Üben pro Tag
Seit einem guten Jahr ist Gojus auf der Steinmühle. Der Vater aus Sri Lanka, die Mutter aus Litauen – Gojus selbst hat am Internat Steinmühle im mittelhessischen Marburg seinen Lebensmittelpunkt gefunden und ist froh darüber: „Ich bin gerne hier“. Die eigene Person nimmt er in der Öffentlichkeit eher zurück und definiert sich über das Klavierspiel. Dieser Kunst widmet er sich täglich drei Stunden, seit er 13 ist.
Klavierspiel und Vortrag beim Wettbewerb
Bei Konzerten der Steinmühle kommen verschiedene Werke zum Zug. Sein Lieblingskomponist ist aber Mikalojus Konstantinas Ciurlionis aus der Heimat seiner Mutter. „Er ist in Litauen der Nationalkomponist“, berichtet Gojus und schildert gleichzeitig, wie er sich selbst in jenes Land begab, auf den Spuren von Ciurlionis wandelte, um die Klaviermusik zu verschriftlichen, was gar nicht so einfach war. Ihm widmete Gojus Kanes beim Landeswettbewerb Jugend musiziert in Schlitz auch seinen Vortrag, der nicht nur musikalisch am Flügel, sondern auch verbal vor der vierköpfigen Jury zu absolvieren war. Der Schüler präsentierte sein Wissen über den Komponisten zu dessen 150. Geburtstag, was umso interessanter war, als jener der Nachwelt nicht nur leidenschaftliche Musikwerke, sondern in seiner gleichzeitig ausgeübten Profession als Maler auch Bilder hinterließ – aus den Anfängen der Abstraktmalerei.
Hoher Rechercheaufwand
„Man findet über diesen Künstler praktisch keine Werke im Netz“ hatte Gojus bei seiner Recherche gemerkt. Unbenannte Stücke, spät katalogisiert, hinsichtlich der Verbreitung unterdrückt – das waren die Gründe für den hohen Aufwand, den der Internatsschüler betreiben musste, um an Informationen zu kommen und Klavierspiel samt Vortrag dem Litauischen Nationalkomponisten Mikalojus Konstantinas Ciurlionis widmen zu können.
Berufsziel Kirchenmusiker
Umso schöner und verdienter ist die hervorragende Platzierung beim Wettbewerb Jugend musiziert. Zur Teilnahme daran hatte ihn Charlotte Schmidt-Schön von der Musikschule Marburg ermuntert, „vorher habe ich so etwas noch nie gemacht“, sagt er. Ob Gojus sich weiteren Wettbewerben stellen wird, das steht noch dahin, ebenso wie sein Berufsziel, das eigentlich „Pianist“ lautet. „Eine Traumvorstellung“, weiß der Steinmühlenschüler, „um den Lebensunterhalt damit zu verdienen, eher schwierig“. So sieht er sich derzeit in der späteren Rolle eines Organisten. „Ich möchte Kirchenmusiker werden“.