Weltglücklichste Menschen: So lernt Finnland
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Das finnische Bildungssystem gilt als Aushängeschild in Europa. Zudem hat erst kürzlich der aktuelle „World Happiness Report“ das Ergebnis zutagegefördert, dass die glücklichsten Menschen der Welt in Finnland leben. Untersucht wurden immerhin die Daten aus 156 Ländern!

Was also hat es mit dem finnischen Bildungsystem auf sich, das doch die Weichen für’s Leben der jungen Menschen in Finnland stellt? Via Big Blue Button konnten die Steinmühlen-Lehrkräfte kürzlich einem Vortrag von Dr. Laura Hirvi folgen. Die Leiterin des Finnland-Instituts in Berlin berichtete über das finnische Bildungssystem.

 

Heimlernen möglich

Es sind grundlegende Unterschiede, die sich in Finnland im Vergleich zum deutschen Schulsystem auftun: Eine Schulpflicht gibt es zum Beispiel nicht. Wer aber meint, es würde deswegen nicht gelernt, der irrt gewaltig: „Die Finnen“, so Dr. Laura Hirvi, „lernen eigentlich lebenslang.“ Die Lernpflicht lässt sich in Finnland auch zu Hause erfüllen. Wer dies möchte, stellt einen Antrag auf Heimlernen. Die Aufnahme von Wissen beginne eigentlich schon vor der Schule. Das Land mit seinen 5,5 Millionen Menschen investiert bereits viel in seine Kindergärten, die Wissen auch spielerisch vermitteln.

 

Einheitsschule bis 16

Die Einheitsschule zwischen dem 7. und dem 16. Lebensjahr für alle Schülerinnen und Schüler folgt einer anderen Idee als hierzulande. Frühe Entscheidungen möchte man den jungen Menschen ersparen, die Chancengleichheit steige damit. Ein Ringen um die Abiturnoten vermeidet man dadurch aber nicht. „Es ist“, so Dr. Laura Hirvi, „in der gymnasialen Oberstufe ein wichtiger Wettbewerb.“ Währenddessen sind digitale Abiturprüfungen in Finnland Standard. 10 Wochen Sommerferien erlauben eine lange Pause jenseits vom Lernstoff.

Und die Menschen in der Schulgemeinde? Dr. Laura Hirvi berichtet von einem recht hohen Status der Lehrkräfte. Der Respekt vor ihnen sei hoch, ihre Arbeitszeit meist deutlich abgegrenzt und viele seien verbeamtet. Dass die Schüler*innen hingegen etwa strengen Regeln ausgesetzt sind, ließe sich nicht feststellen. Im Gegenteil sollen sie bewusst eigene Entscheidungen treffen. Und in der Tat seien Kinder in Finnland häufig früher selbstständig.

Allerdings gibt es mindestens eine Regel, die einfach „gesetzt“ ist: Von 8 bis 16 Uhr sind alle Schüler*innen versorgt, und die gemeinsame Mahlzeit ist Teil des Unterrichts. Das ist eben so. Und das kann nicht durch eine andere Entscheidung, etwa der Eltern, geändert werden.

Der Vortrag von Dr. Laura Hirvi erfolgte im Rahmen eines Erasmus-Projektes zum Thema Individualisierung von Lern- und Entwicklungsprozessen, an dem die Steinmühle zusammen mit dem Studienseminar und der Europaschule Gladenbach teilnimmt.

Erster Corona-Schnelltest-Probelauf in der Steinmühle erfolgreich gelaufen
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Die Steinmühle hatte sich als eine der ersten Schulen in Marburg zum Corona-Schnelltest-Projekt angemeldet. Gestern waren wir nun an der Reihe und durften die organisatorischen Abläufe erproben. Über 300 Schüler*innen wurden unter Anleitung von Mitarbeiter*innen des Pflegepools der Stadt Marburg auf Covid-19 in der Steinmühle getestet. Der Testlauf verlief reibungslos und alle Schüler*innen wurden negativ getestet. Einen herzlichen Dank an das Testteam, das den Ablauf sehr professionell organisierte.
Wir werden nun alles in die Wege leiten, um nach den Osterferien regelmäßig Corona-Schnelltests in unseren Präsenzklassen durchzuführen.

Ex-Schüler Vincent Haiges arbeitet als Krisenreporter
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Aufnahmen zerbombter Häuser, Kriegsszenarien, Staub, Schutt und Asche: Die Bilder des Irak ist aus den Nachrichten sind authentisch, aber nicht vollständig. Das eigentlich reiche Land mit großer Armut hat noch andere Facetten. Selfies, Shisha, Fahrradrennen, Billard und exzessiven Alkoholkonsum unter einer der Tigris-Brücken Badgads, unter der sich nachts junge Männer treffen. Nachts, „bei erträglichen 35 Grad“, wie Vincent Haiges sagt. Das Leben der Menschen findet draußen statt.

Zwei Jahre lang lebte der ehemalige Schüler des Internats Steinmühle im Irak. Erst im Norden, dann in der Hauptstadt. Auch andere Krisengebiete sucht er auf. Um den Finger in die sprichwörtliche Wunde zu legen, um einen Beitrag zur Transparenz für die Welt zu leisten, um auch andere Seiten kennenzulernen. Um Bilder zu vervollkommnen, Erklärungen zu liefern, Bildung zu transportieren.

 

„Freiheit hat Verantwortung“

Nach dem Abi ist Haiges erstmals gereist, mit 21 kam er nach Marokko. „Erzähl mir von Deutschland,“ hört er heute noch Mustafa sagen. Es war der Moment, als Haiges begann, die globale Ungleichheit wahrzunehmen. Nur, wohin mit der Erkenntnis? fragte er sich.

Ihm wurde klar: Freiheit hat Verantwortung. Vincent Haiges begann zu studieren. In Wien und London, Konfliktforschung und Internationales Recht.

Er verließ die Universität mit dem Masterabschluss in Politikwissenschaften. Ungebrochen sein Drang, Krisenherde dieser Welt aufzusuchen, die Ereignisse fotografisch abzuspeichern und zu präsentieren.

Über Bilder gelingt dies gut, seine Dokumentationen erfahren Resonanz. Ein hochkarätiger Stamm von Abnehmern im medialen Bereich interessieren sich für das, was Vincent Haiges zurück in das geschützte Mitteleuropa bringt: Der Spiegel, Deutsche Welle, Die Zeit, Goethe-Institut. Aber auch ausländische Publikationen: Aus Japan, der Schweiz oder sogar Al Jazeera. Vincent Haiges dokumentiert aus Krisengebieten auch für die UN.

 

„Sie trugen Masken – nicht wegen Corona“

Wenn der Reporter von Alkoholexzessen unter der Tigris-Brücke erzählt, will er Gewalt und Terror im Land nicht relativieren. Als die wohl schlimmste Erinnerung blieb ihm der Besuch eines Hochsicherheitsgefängnisses im nordirakischen Mossul. Durch Fotos, so Haiges, ließ sich wiedergeben, was dort passierte. Man sah Menschen, die Masken trugen.“…Aber nicht wegen Corona, sondern wegen Leichengeruch.“

Die Erlebnisse haben dem Reporter mit der Zeit eine gewisse Demut abgenötigt. In das Gewand eines Krisenreporters passt nicht jeder, auch wenn er schreiben oder fotografieren kann. Der Zugang zu Menschen, der erkennbare Wille, sich anzupassen, das signalisierte Interesse, einer von ihnen zu sein, wenigstens temporär.  Vincent Haiges lernte arabisch und arbeitet immer mit einer weiblichen Kollegin zusammen, die Interviews vor Ort mit Frauen führt sie – geschuldet der gesellschaftlichen Rolle der irakischen Frau. In deren Nähe ist ein fremder Mann tabu, als Interviewpartner sowieso. Das Hinzuziehen eines lokalen Produzenten und Übersetzers, eines so genannten „Fixers“, ist dennoch ein Erfordernis. – Ein Apparat, wenn auch überschaubar, der organisiert werden und funktionieren muss.

 

„Nicht zuviel auf einmal sehen“

Ob er nicht ausbrenne, wird Haiges bei dem Vortrag in der Steinmühle gefragt. Zur Ruhe komme er bei nötigen Auszeiten in seiner Wohnung in Berlin-Kreuzberg – ein Ort, dessen Name manchem Provinzbewohner schon per se Respekt einflößt.  Manche Elemente, um Kraft und Energie zu bewahren, seien althergebracht, aber dennoch bewährt, sagt Haiges: Pausen machen, nicht zuviel auf einmal sehen, gut essen und schlafen, Sport.

Sein unsichtbarer Gegenspieler: Posttraumatische Belastungsstören.

Vincent Haiges, Jahrgang 1988, hat noch Ruderlehrer Martin Strohmenger als Internats-Hausleiter erlebt. Erinnerungen sind auf beiden Seiten präsent, beider Programm ist heute freilich ein anderes. Während die Steinmühlengemeinde unter dem Eindruck des andauernden Lockdowns geruhsam ins neue Jahr startete, bereitete sich Haiges auf seinen nächsten Einsatz im Januar vor. Diesesmal Europa, Bosnien im kroatischen Grenzgebiet.

Ob er schon wieder so schnell bereit sein werde, wurde er gefragt, und die Antwort war eindeutig: „Glaube an das, was du tust. Es ist der wichtigste Resilienzfaktor.“

(Vincent Haiges hielt den Vortrag im Dezember unter Beachtung pandemiebedingter Vorschriften vor Schüler*innen der Jahrgangsstufe 13. Organisator der Veranstaltung war Bernd Hülsbeck, an der Steinmühle Lehrer für Politik und Wirtschaft sowie Geschichte).

Ausstellung in der Steinmühle: Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben!
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Die Ausstellung MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT – GESICHT ZEIGEN! STIMME ERHEBEN! habe ich als Werkzeug der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit geschaffen, damit die kulturelle Vielfalt der Menschen in der Universitätsstadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf als Statement und Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sichtbar wird”, erklärt Thomas Gebauer im Interview. Einen Einblick in seine Arbeit bekommen Besucher*innen im Atrium der Steinmühle.

Menschen denken und empfinden verschieden, haben unterschiedliche Wertenormen und keine einheitlichen Vorstellungen von Glück. Und doch verdienen alle Menschen denselben Respekt, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe. 35 der insgesamt 120 Exponate der Ausstellung „Menschen Vielfalt Zukunft“  sind gegenwärtig im Atrium der Steinmühle zu sehen. Vielfältig sind auch die Antworten auf die Frage: „Was ist mein größtes Glück?“

Mit dieser Arbeit möchte Thomas Gebauer das Nachdenken über das Streben nach Glück als kollektives Bedürfnis und soziokulturelles Fundament der menschlichen Zivilisationsgeschichte fördern. Auch zukünftig sollen zum Beispiel durch die Ausstellung begleitende Aktivitäten und Schreibprojekte die Erkenntnis vertiefen und erweitern, „dass wir eine unteilbare Menschheitsfamilie sind, in der alle Menschen ohne Ausnahme die Menschenrechte teilen und gemeinsam die Verantwortung für das gesamte Leben und für die Zukunft auf der Erde tragen,“ so sein Statement.

 

Dynamischer Impuls zum Nachdenken

Thomas Gebauer setzt damit einen dynamischen Impuls zum Nachdenken über das menschliche Glück. Glücklichsein, verbal oft zur Phrase verkommen, lässt sich sehr wohl genau und individuell beschreiben, aber dies braucht seine eigene Zeit. “Auf manche Antworten habe ich während der zweijährigen Ausstellungsvorbereitung sehr lange und geduldig gewartet und dabei gelernt, dass sich das menschliche Glück scheinbar eher finden als suchen lässt und dass es je nach Lebenssituation der Menschen zwar sehr vielfältig ist, aber immer um ein Kernverständnis vom Glück herum variiert.” Alles braucht seine Zeit galt auch für die zahlreichen Termine, die Gebauer in der zweijährigen Entstehungszeit organisieren musste, um die rund 140 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder fotografieren zu können. Eine Lichtbild-Präsentation der Ausstellung umfasst sogar 140 Exponate.

In einer eigens produzierten Ausstellungszeitung habe ich neben den Bildern der Menschen und ihren Gedanken über das Glück auch ein extra für die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung gestaltetes Logo veröffentlicht, auf dem die Sonne (Licht/Erkenntnis), ein Segel (Mond/Werkzeug) und ein Schiff (Erde/Menschheitsfamilie) vielfarbig in die Worte MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT integriert sind,“ erläutert Gebauer.

 

Jede*r definiert Glück anders

Glück ist für mich „…dass ich gesund bin…““…dass es meiner Familie gutgeht…“ „…wenn ich in meinem Weidenhausen einen Äppler trinken kann…“. – Manche Antworten tauchen öfter auf, andere sind einzigartig. Häufig beziehen sich die Antworten auf die Frage nach dem persönlichen Glück auf Frieden oder das Zusammensein mit geliebten Menschen. Aber auch anderes liest sich dort: „Ich bin am glücklichsten, wenn ich nicht darüber nachdenke, ob ich’s bin.“  Oder auch „…glücklich bin ich, wenn das ganze Plastik aus den Meeren verschwindet.“

 

Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben! ist ein sehr aufwendiges Ausstellungsprojekt, für dessen Verwirklichung der Verein `Vielfalt Marburg e.V.´ Thomas Gebauer im Oktober 2017 gewinnen konnte und das Gebauer schließlich im Oktober 2019 vollendet und veröffentlicht hat. Die Thematik passe gut in gegenwärtige Debatten, erläutert die Vorsitzende Nadine Bernshausen. Es sei Aufgabe des Vereins `Vielfalt Marburg e.V.´, die allgemeine internationale Gesinnung und das gegenseitige Verstehen der Menschen weiter voranzubringen, damit eine immer lebendige Utopie weiter befördert werden könne: Anderssein solle nicht nur akzeptiert, sondern könne als spannend und bereichernd empfunden werden.

 

Werkzeug gegen Rassismus

Dialoge und Perspektivwechsel als Kulturwerkzeuge und das gegenseitige Erkennen und Verstehen von Menschen, so Gebauer, sind wichtige Ziele der Kommunikation. Er selbst habe die Entstehungsphase der Ausstellung als eine Art Entdeckungsreise erlebt über die Werte und Vorstellungen, die für alle Menschen auf der Erde „wesentlich und wirklich wichtig sind.“ Zunächst für fünf Jahre plant Gebauer, die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung als Werkzeug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit insgesamt zu zeigen und hofft, “… dass angesichts der faszinierenden Vielfalt unserer Menschheitsfamilie die Angst vor dem, was uns an anderen Menschen zunächst fremd erscheint, zugunsten von mehr Offenheit und Neugierde auf Menschen sowohl in unserer Nähe als auch für Menschen aus der Ferne fremder Kulturräume überwunden werden kann.”

„Das ist Thomas Gebauer gut gelungen,“ kommentierte Ines Vielhaben, Kunstlehrerin an der Steinmühle. „Für die Fragestellung besteht seitens der Steinmühle eine große Sympathie.“ Mit dem Jahrgang 10 und dem Kunst-Leistungskurs habe sie die Ausstellung aufgehängt und sich mit den Aussagen auseinandergesetzt. Die Klasse 11 behandelte mit Lehrer Stephan Kersten im Ethik-Unterricht das Thema „Glück“ – das passte!

Auch aus Sicht von María Rámos, die an der Steinmühle den Bereich Internationalität vertritt, fügt sich die Ausstellung in das Schulkonzept: „Es hat gut funktioniert, unterschiedliche Persönlichkeiten einzufangen.“ Beide Lehrerinnen einhellig: „Für die Steinmühle ist die Initiative eine Bereicherung. Menschen können sich anregen lassen, nachzudenken, und an Werte erinnern.“

 Kontakt Thomas Gebauer: https://agent21-art-and-repair.de

 

Bewegungsgeräte für die Pause
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An der Bilingualen Grundschule Steinmühle gibt es seit einiger Zeit Rollbretter und Gymnastikseile, um die Pausen mit viel Spaß aktiv zu gestalten. Die Sportgeräte im Wert von ca. 800 Euro sind eine Spende von gesundekids. „Gesundekids“ ist eine gemeinnützige Initiative der Rotary Clubs in Deutschland. Unter dem Motto „fit fürs Leben“ setzt sich die Initiative bundesweit für die Gesundheit von Kindern zwischen 3 und 12 Jahren ein. Der Rotary Club Marburg freute sich über den Antrag der Steinmühle, die den Bedarf an Bewegungsgeräten für den Grundschulzweig damit begründete, dass viele Schüler*innen durch den erst kurze Zeit zurückliegenden Umzug nach Deutschland oft noch nicht viele Sozialkontakte knüpfen konnten, mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben und viel Zeit am Schreibtisch mit dem Erlernen einer neuen Sprache verbringen. Es gelte, Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen und die Schüler*innen dabei in Kooperation und Kommunikation zu bringen. Dazu sind die Rollbretter und die Gymnastikseile ideal geeignet.

Steinmühle und blista – neues Bündnis für den inklusiven Leistungssport
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Die Steinmühle Marburg e.V. (Steinmühle) und die Deutsche Blindenstudien-anstalt e.V. (blista) erweitern und vertiefen ihre Zusammenarbeit im Bereich der sportlichen Angebote für blinde, sehbehinderte und sehende Schülerinnen und Schüler.

„Mit der heute eingegangenen Kooperation bilden wir die Grundlage, Leistungssportangebote an beiden Schulen zu erweitern und zu zeigen, dass ein Miteinander von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Beeinträchtigung auch im Leistungssport auf Augenhöhe funktioniert“, erklärt Egon Vaupel, Vorsitzender der Steinmühle.

„Die Kinder und Jugendlichen unserer beiden Schulen nehmen seit vielen Jahren an gemeinsamen Sportkursen und Angeboten teil. Die Erfahrungen sind durchweg positiv“, führt blista-Direktor Claus Duncker aus. „Kein mitleidiges Helfen oder erzwungene Freundlichkeiten geben den Ausschlag, sondern das Interesse, zusammen zu trainieren, sich zusammen anzustrengen: Mit allen und allem was dazugehört an menschlichen Gefühlen, Hoffnungen, Jubel und Enttäuschungen, Begegnungen und Freundschaften.“

Das neue Bündnis für den inklusiven Leistungssport fußt auf einer starken konzeptionellen Basis. Kinder und Jugendliche haben laut Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Anspruch darauf, dass ihre Bildung auf die Entfaltung der gesamten Persönlichkeit ausgerichtet ist. Beide Schulen messen dabei dem Potenzial des Sports für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler besondere Bedeutung zu. Die Steinmühle steht seit vielen Jahren für hervorragende Trainingsbedingungen, insbesondere für das Rudern auf hohem Leistungsniveau; die blista ist Landesleistungsstützpunkt für Judo und Blindenfußball sowie paralympischer Trainingsstützpunkt für Goalball. Seit diesem Jahr verfügt die blista zudem über ein Konzept, das leistungsbereiten Nachwuchssportlerinnen und -sportlern im Rahmen einer „dualen Karriere“ einen erfolgreichen individuellen schulischen Bildungsgang ermöglicht und sie gleichzeitig in der leistungssportlichen Entwicklung unterstützt.

Sport, so die Erfahrungen in beiden Schulen, bringt die jungen Menschen inklusiv zusammen und prägt damit auch das kulturelle Leben unserer Gesellschaft.

 

Foto: Vertragsunterzeichnung: Egon Vaupel, Vorsitzender der Steinmühle und Claus Duncker, Vorsitzender der blista.

Ziegen als zuverlässige Aufpasser – Hühnermobil passt prima zum Lebensmittelkonzept der Steinmühle
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Eigentlich soll der Ziegenbock nur Greifvögel fernhalten, aber auch gegenüber Menschen hat er eine gesunde Skepsis. In der Nähe des Bootshauses Steinmühle bewacht er mit seiner Gefährtin den mobilen Hühnerstall von Gisela Brusius. Aus deren Hühnermobil erhält die Steinmühle pro Woche rund 240 Eier, die in der Küche als Frühstückseier, für Kuchen oder Aufläufe verwendet werden. Die Produkte fügen sich ideal in das Versorgungskonzept von Schule und Internat ein.

Die Beziehung zwischen der Steinmühle und Gisela Brusius hat Geschichte. Ihr Hof liegt in Cappel, rund 200 Meter Luftlinie von der entfernt, und eine langjährige Freundschaft verbindet die Landwirtin mit Internatsgesellschafterin Johanna Buurman-Rogalla. Daraus hat sich ergeben, sich gegenseitig zu unterstützen, modern ausgedrückt: Win-win. Der Reitstall der Steinmühle hat von Gisela Brusius Weideland gepachtet. Zuletzt konnte die Steinmühle von Gisela Brusius Land erwerben, auf dem die neue Sporthalle entstehen wird. Ein regelmäßiger Eier-Abnehmer war ihr im Gegenzug sicher. Die vorher 60 klassischen braunen Legehennen zogen vom Hof, bekamen durch Aufstockung des Tierbestandes 140 neue „Kolleginnen“ – und die Halterin eine Entlastung: „Gemessen an dem jetzigen Hühnermobil war die Haltung auf dem Hof sehr arbeitsintensiv.“

Mit dieser neuen Haltungsform wurde gleich ein weiterer Fortschritt erzielt. Das Hühnermobil ist ein modernes Stallsystem der vollmobilen Freilandhaltung für eine artgemäße und umweltschonende Haltung von Hühnern. „Das passt genau in unser Konzept,“ berichtet Steinmühlen-Küchenchef Sebastian Riehl. Die Steinmühle legt Wert darauf, in ihrer Küche solche Produkte zu verwenden, die ins Raster „regional – bio – fair“ passen. Im Einzelfall wird geschaut, welchem Kriterium man sinnvollerweise den Vorrang gibt.

Vor diesem Hintergrund hat das Internat Steinmühle als Betreiber der Küche im Jahr 2020 den Biobäcker Siebenkorn ins Boot geholt. Gleichzeitig wurde ein neuer regionaler Gemüsehändler als Partner engagiert. Im Getränkebereich findet sich Fairtrade Kaffee. Das Bistro bietet Bio-Limonade an.

Vom Flüchtling zum Abiturienten: Steinmühle schreibt Geschichte
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Man könnte die Schilderungen mit „Es war einmal…“ einleiten. Doch ein Märchen ist es nicht. Als Hussam, Abdallah und Habib im Herbst 2015 an die Steinmühle kamen, hatten sie nichts in den Taschen, nur ein Ziel im Kopf: Das Abitur zu machen. Heute, fünf Jahre später, haben alle ihr Ziel erreicht. Und das ist keine Ansage aus dem Navigationsgerät, sondern das Ergebnis harter Arbeit.

Alle drei hatten keine Deutschkenntnisse, nur Ehrgeiz mitgebracht.  Sie waren Teil der Flüchtlingsgruppe, die als externe Jugendhilfeeinrichtung ihre Unterkunft im gemieteten Bremerhaus der Steinmühle bezog und auch auf dem Gelände beschult wurde.

Mit ihnen musste man rechnen: dem in Syrien geborenen Palästinenser Hussam, dem Syrer Abdallah und mit Habib, dem aus dem Iran stammenden Afghanen. Das galt nicht nur, aber besonders für den Mathematikunterricht. Alle drei wählten in Klasse 11 das Matheprofil. Mathematik ist international, anderer Unterricht auf breiterer deutschsprachlicher Basis die größere Hürde. Aber war es mit Mathe getan?


„Wir wussten, dass wir mussten“

Und wie haben sie trotzdem Deutsch gebüffelt! Den Einstieg nahmen sie zu Beginn in der Deutsch-Intensivklasse. „Wir wussten, dass wir mussten,“ erinnern sich die drei an das Lernen der komplett fremden deutschen Sprache, an der nun einmal nichts vorbeiging. „Uns hat sehr geholfen, dass wir 24 Stunden auf dem Gelände verbracht haben,“ erinnern sie sich. „Die Mitschüler haben uns stark unterstützt.“  

Und doch: Es war sehr, sehr hart. Sie bekennen sich zu der Durststrecke, zu Heimweh und alledem, was sich einstellt, wenn man seine Angehörigen zu Hause in Unsicherheit wähnt. Doch genau das war Antrieb, alles zu geben und diese Chancen zu nutzen, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es sich im Traum ausgemalt hatte. Auch für die Daheimgebliebenen.

„Es war eine Erfahrung – auch für uns Lehrkräfte“, berichtet Björn Gemmer. Der Steinmühlen-Schulleiter und ehemalige Klassenlehrer der drei jungen Männer erinnert sich auch an Herausforderungen. „Es war insgesamt eine heterogene Gruppe, die alle das Ziel hatten, einen Abschluss zu machen. Da war keine Familie, auf die man zurückgreifen konnte.“ Religöse Aspekte kamen hinzu, wie der Ramadan zum Beispiel. „Darauf konnten wir aber schulorganisatorisch keine Rücksicht nehmen.“

Der Stolz, als Steinmühle diese Wege geebnet zu haben, überwiegt heute klar. Alle wirken entspannt, froh und voller Freude auf die Zukunft. Wirtschaftsinformatik wird es bei Habib und Hussam sein, Abdallah möchte Arzt werden, „Orthopäde“. Sein Abi machte er mit 1,1.  „Mein Traum vom Studium wurde hier erfüllt.“

Info-Veranstaltungen zur Klasse 5 erfolgreich im Online-Format
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Lieber empfängt die Steinmühle interessierte Eltern und Kinder natürlich persönlich, doch die Gesundheit geht derzeit vor! So beschloss das Leitungsteam kurzerhand, die beiden Info-Abende für die künftige Klasse 5 am Mittwoch vergangener Woche digital durchzuführen. Die Resonanz war riesig, denn alle Interessierten stellten sich schnell auf das geänderte Präsentationsformat ein. Besonderes Lob erhielt der virtuelle Rundgang mit Constanze Oestreicher-Gold, Björn Gemmer, Bernd Holly und Frank Wemme, der am Samstag den Familien-Info-Tag ersetzte. Das Team Till Buurman und Dirk Konnertz haben dafür das Filmmaterial sehr kurzfristig und schnell erstellt und präsentationsgerecht aufgearbeitet.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Flexibilität aller Eltern und vor allen Dingen bei Famke Möller (5b), Toshi Beato del Rosal (6a), Juliana Stry (7b), Benjamin Schul (10a), Jan Audretsch (11d) und Naomi Skibbe (13b), die ihre Schule im virtuellen Rundgang ausgezeichnet vertreten haben.

Land Hessen unterstützt Bootshaus-Sanierung mit 60.000 Euro
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Staatssekretär Dr. Stefan Heck übergab den Zuwendungsbescheid bei einem Besuch in der Steinmühle

Die Sanierung des Steinmühlen-Bootshauses ist ein aufwendiges Projekt – nun ist es finanziell deutlich leichter zu stemmen: Dr. Stefan Heck, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, überreichte an den Vorsitzenden des Vereins Rudern und Sport Steinmühle (RuS) Marburg, Dietrich Mägerlein, einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 60.000 Euro. „Hierher zu kommen war mir ein besonderes Anliegen,“ sagte Heck, der den Besuch am Steinmühlenweg noch vor den Einschränkungen durch pandemiebedingte Vorschriften machte. Und er ergänzte: „Die integrative Ausrichtung des Vereins hat die besondere Sympathie unserer Landesregierung. Da sind Sie mit der Beantragung von Fördermitteln offene Türen eingerannt.“

Das Bootshaus der Steinmühle ist Baujahr 1970. Meister und Olympia-Teilnehmer gingen ein und aus, nun ist die Substanz in die Jahre gekommen. Dietrich Mägerlein: „Was möglich war, haben wir quasi mit Pinselstrichen saniert. Zuletzt erlebten wir aber auch Dach und sanitäre Anlagen in einem nicht mehr haltbaren Zustand.“

Seit Generationen ist das Steinmühlen-Bootshaus der Treffpunkt zum Rudern und die Herberge des Bootsmaterials. Solange das Wetter es erlaubt, trifft sich auch aktuell mehrmals wöchentlich eine große Gruppe Ruderbegeisterter, um unter Leitung von Ruderlehrer und Rudertrainer Martin „Stromi“ Strohmenger an Rudertechnik und Geschwindigkeit zu feilen. Tradition hat auch die Kooperation mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista). Im Rahmen eines inklusiven Projektes wird an der Steinmühle schon seit Jahren sehbehinderten Sportlerinnen und Sportlern das Rudern ermöglicht.

 

Ruderer als Vorbilder in Pandemie-Zeiten

Zu der Förderungsübergabe im Foyer des bisher neuesten Steinmühlengebäudes am Eingang des Schulcampus fanden sich mehrere Gäste ein. Grußworte sprach Dirk Bamberger als Mitglied des Hessischen Landtags: „Als Cappeler Bürger weiß ich um den Stellenwert der Steinmühle,“ betonte er und wünschte den Bauarbeiten einen reibungslosen und unfallfreien Verlauf. Erster Kreisbeigeordneter und Vize-Landrat Maria Zachow zollte allen Vereinsaktiven Respekt und bezeichnete den Rudersport als sinnbildlich, wie mit der Pandemie umzugehen sei: „Sie bündeln die Kräfte, legen sich alle zusammen ins Zeug und finden die richtige Schlagzahl. Es kommt darauf an, gemeinsam Kräfte zu mobilisieren.“ Georg Ritter, Geschäftsführer des Internats Steinmühle, betonte die Wichtigkeit des Ruderns im Rahmen der sportlichen Ausrichtung der gesamten Steinmühle und betonte die Unterstützung des Projektes durch die Internatsträgergesellschaft.

Letztendlich ebnet die Zuwendung des Landes den Weg für eine Sanierungsmaßnahme, die finanziell nur gemeinschaftlich gestemmt werden kann. Als in vorderer Reihe Beteiligter ist als Träger von Gymnasium und Bilingualer Grundschule der Schulverein Steinmühle Marburg zu nennen, dessen Geschäftsführer Dirk Konnertz ebenfalls vor Ort war. Doch nicht nur in finanziellen Dingen greift ein Netz ineinander. Auch wenn es darum geht, organisatorische Fäden zu spinnen, Maßnahmen zu koordinieren und selbst mal Hand anzulegen, kann sich RuS-Vorsitzender Dietrich Mägerlein auf ein Team verlassen. Seine Stellvertreter Björn Gemmer, zugleich Steinmühlen-Schulleiter, und Bianca Zenker halten die Rudergemeinschaft in jeder Hinsicht auf Kurs.