Erster Italienisch-Kurs der Steinmühle sagt “arrivederci”
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Das passte zum Anlass: Strahlende Sonne und blauer Himmel waren die besten Bedingungen, die sich der erste Italienisch-Kurs in der Geschichte der Steinmühle für ein gemeinsames Foto wünschen konnte. Am 30. März versammelten sich die 13 Teilnehmer*innen aus der Jahrgangsstufe 13 zum letzten Mal mit ihrer Lehrerin Jeannine Walter. Erstmals hatten Schülerinnen und Schüler für den Besuch eines Italienisch-Kurses nicht an ein anderes Marburger Gymnasium fahren müssen, sondern genossen den Unterricht direkt an der Steinmühle. “Das hängt auch immer von den Einwahlen ab, ob ein Kurs vor Ort zustande kommt,” erläuterte Jeannine Walter.

Die Gründe für den Besuch des Italienischkurses waren bei den Schülerinnen und Schülern ganz unterschiedlich. In zwei Fällen gab es durch ein Elternteil einen muttersprachlichen Hintergrund in der Familie, andere Teilnehmende fanden: “Die Sprache ist schön und interessant”. Wieder andere vertraten die Ansicht: “Sprachen lernen ist cool.” Bei weiteren Kursbesucher*innen fiel die Entscheidung durch die Abiturbestimmungen, die ein definiertes fremdsprachliches Kontingent vorsehen. So wählten zwei der Teilnehmer Italienisch sogar für das mündliche Abitur. Die Steinmühlenschülerinnen und -schüler sind trotz der Pandemiebedingungen zuversichtlich, ihre erworbenen Kenntnisse in absehbarer Zeit auch im lebendigen Kontakt zu Menschen anwenden und vertiefen zu können.

“Dass der Italienisch-Unterricht in der 7. und 8. Stunde oder später stattfindet, ist leider organisatorisch nicht anders machbar,” erläutert Jeannine Walter, die auch Englisch und Französisch unterrichtet und Fachbereichsleiterin für den Bereich Sprachen ist. Als zweite Lehrkraft für Italienisch steht an der Steinmühle Mar Montenegro zur Verfügung.

Das gemeinsame Foto, das zum Kurs-Abschied entstand, ist übrigens gleich doppelt bemerkenswert. Nicht nur, dass es unter pandemiebedingten Einschränkungen entstand. Aufgrund der “Motto-Woche” fällt auch die Kleidung der Schülerinnen und Schüler ins Auge. Das Thema der laufenden Woche hieß nämlich “Geschlechtertausch”.

Kunstwerke zur Motivation
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Die Kulturmühle, Onlineplattform für künstlerisch-kulturelle Beiträge aus der Schulgemeinde, erfreut sich nach den Aktivitäten für einen Adventskalender am Ende vergangenen Jahres auch heute großer Beliebtheit. Zuletzt schickten hier Kunstschülerinnen der Qualifikationsphase ihre Wünsche und Tipps mit tiefgründigen gemalten und collagierten Bildern an alle Schülerinnen und Schüler, die sich auch nach dem 22. Februar zur Hälfte noch im Distanzunterricht zuhause befindet.
Die Werke waren mit der Hoffnung verbunden, dass statt „Haltet durch“ so etwas Konkretes wie Motivation für den Alltag daraus entsteht. Aussagen wie “Leg dich nachts draußen auf den Boden und siehe dir die Sterne an…” oder „in Marburg halten wir zusammen….“ oder “Es ist nur eine schwere Zeit, kein schweres Leben” sollen für Inspiration sorgen und dem einen oder anderen zeigen, dass niemand alleine ist.
Kunstlehrerin Ines Vielhaben: “Kulturelle Aktivität ist so wichtig in Zeiten von Krisen, um sich selbst nicht zu verlieren.”
Die gezeigten Beispielbilder stammen von Talea Funk und Lucia Wormsbächer.

 

Julia Riemenschneider und Maximilian Moll sind die “Mathe-Gesichter” im Touch Tomorrow-Truck
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Unter dem Motto “Touch Tomorrow” möchte die Dr. Hans Riegel Stiftung für Schülerinnen und Schüler Orientierungshilfen für die Tätigkeitsfelder im MINT-Bereich geben, wobei die Abkürzung MINT für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik steht. Die Stiftung führt das Vermächtnis des ehemaligen HARIBO-Inhabers Dr. Hans Riegel (1923-2013) fort und bietet mit einem Science Truck einen außerschulischen Lernort, an dem sich die Jugendlichen über die entsprechenden Fächer informieren können. In den Video-Clips im Truck, der quer durch Deutschland und Österreich tourt, sind die Steinmühlen-Lehrkräfte Julia Riemenschneider und Maximilian Moll demnächst die “Gesichter” des Fachs Mathematik.

Mathe ist schön! Warum das so ist und wer sich mit welchen Fähigkeiten ruhig einen Mathe-Leistungskurs zutrauen darf, das filmte eine Agentur im Auftrag der Stiftung mit den beiden Steinmühlen-Lehrkräften als Interviewpartner. “Die Grundrechenarten muss man schon im Schlaf können. Man hinterfragt im LK mehr, lernt mehr über Regeln und entdeckt, dass der oft nicht so sehr geliebte Bereich Stochastik durchaus auch alltagsnah sein kann,” erläuterte Julia Riemenschneider vor laufender Kamera. “Mathematik baut aufeinander auf, da gibt es leider oft Lücken. Wenn das Handwerkszeug fehlt, ist es im Leistungskurs schwierig.”

Ihr Kollege Maximilian Moll betonte: “Wer tüfteln kann und logisch denken, der erfüllt damit einige der Voraussetzungen.” Er ergänzte: “Sicher im Lösen von Gleichungen sollte man sein. Und Durchhaltevermögen haben.”

 

Clevere Jugendliche – fitte Lehrkräfte

Die Dr. Hans Riegel Stiftung war nach dem letzten Marburg-Besuch des Trucks an die Steinmühle herangetreten. Die Steinmühlenschüler*innen, die beim Truck-Besuch das Angebot wahrgenommen hatten, vor Ort mit den Informierenden in den Dialog zu treten, machten die Organisatoren hellhörig, stellten sie doch solch clevere Fragen, dass automatisch auch topfitte Lehrkräfte dahinter vermutet wurden. Es dauerte nicht lange, bis Dr. Jutta Töhl-Borsdorf als Koordinatorin der MINT-Fächer an der Steinmühle kontaktiert wurde. Solche Lehrkräfte sollten doch gerne die Fächer repräsentieren!

Die MINT-Informationen auf dem Truck der Dr. Hans Riegel Stiftung sollen den Schüler*innen die Auswahl der Leistungskurse erleichtern, aber möglicherweise auch über künftige Berufsfelder aufklären. Pandemiebedingt konnte der Truck seine Tour in den letzten Monaten nicht wie geplant fortsetzen. Die Schulen, die ihn gebucht hatten, erhalten jedoch ein Online-Angebot über den “Touch-Tomorrow-Stream”.

Es ging auch online: Veit Gemmer beim Erfinderlabor
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Zum 30. Mal hatte das Zentrum für Chemie (ZFC) 16 hessische Oberstufenschüler*innen eingeladen, um im Dialog mit Profis wissenschaftliche Praxis und konkrete Unternehmensstrukturen kennenzulernen. Im “digitalen Labor” setzten sich die jungen Talente mit Hochleistungsmaterialien auseinander, die auch im Kontext der Energiewende eine zentrale Rolle spielen. Unter anderem ging es um effiziente Speichermedien für erneuerbare Energien sowie um Oberflächenanalysen und Hochleistungsmagnete, wie sie auch im Bereich der Elektromobilität und in Windkraftgeneratoren zum Einsatz kommen.

Für das einwöchige Erfinderlabor hatte sich Veit Gemmer aus der Klasse 13 der Steinmühle qualifiziert. Seine Gruppe beschäftigte sich mit Natriumfestkörperbatterien, die sogenannte Nasicon-Elektrolyten enthalten und in Zukunft Alternativen zu nicht unproblematischen Stoffen in Lithiumionenakkus darstellen können.

Eigentlich sollte das Erfinderlabor schon im Oktober 2020 stattfinden und wurde dann pandemie-bedingt auf den Jahresanfang 2021 verschoben. Auch dieser Termin konnte nun auch nur in einer Online-Variante stattfinden, die trotzdem interessante Einblicke ermöglichte, wie Veit berichtet:

Das Erfinderlabor mit dem Thema „Hochleistungsmaterialien für die Zukunft“, welches normalerweise an der Technischen Universität (TU) in Darmstadt stattfindet, konnte immerhin online über die Plattform Microsoft Teams veranstaltet werden. Während des einwöchigen Workshops durften wir in verschiedenen Gesprächen mit Experten von der TU Darmstadt und der Merck KGaA spannende Einblicke in den Bereich der Materialwissenschaft und in den Konzern Merck erhalten. Aus diesem Wissen, kombiniert mit eigener weiterer Recherche, sollte unsere Gruppe ein Lehrvideo über Natriumfestkörperbatterien erstellen. Auch wenn das Erstellen eines hochqualitativen Videos sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat, war die Woche trotzdem sehr interessant.

Veit Gemmer

Im Erfinderlabor erstelltes Video über Natriumfestkörperbatterien

 

Abschlussveranstaltung (unten: Veit mit seiner Gruppe)

 

Computersimulationen der Transportmechanismen und Leitfähigkeiten von NatriumIonen im Festkörperelektrolyt Nasicon (Na+SuperIonenleiter).

 

Verbesserung der Leitfähigkeiten von Nasico-Elektrolyten durch Puls Laser Deposition (PLD) 

Landesweit Platz 1: Steinmühlen-Teams wurden Hessenbeste bei internationalem Mathematik-Wettbewerb
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Beim internationalen Mathematik-Teamwettbewerb “Bolyai” wurde die Steinmühle mit drei Siegerteams in acht gymnasialen Jahrgangsgruppen die erfolgreichste Schule in Hessen! Der aus Ungarn stammende Wettbewerb fand 2014 das erste Mal auch in Deutschland statt. Schon bei ihrer ersten Teilnahme konnte die Steinmühle damals sehr gute Ergebnisse verzeichnen. Beim nunmehr zweiten Start gingen die Erfolge der Schule jetzt durch die Decke.

Es geht um Teamwork und herausragende mathematische Fähigkeiten. Denn zwei wesentliche Anforderungen werden an die Teilnehmer*innen
gestellt: Die Fähigkeit, im Vierer-Team Lösungen zu entwickeln und dabei sehr gute mathematische Begabungen zu nutzen.

Bei dem Wettbewerb, der wegen der Schulschließungen online stattfand, galt es, innerhalb von 60 Minuten 13 Aufgaben zu lösen.
Die Aufgaben waren zu einer bestimmten Uhrzeit downloadbar, der Upload der Lösungen musste maximal 60 Minuten später erfolgt sein.

Dass der Wettbewerb online stattfand, bedeutete erschwerte Bedingungen: Keine Möglichkeit zum gemeinsamen Üben, Teamarbeit im Konferenzraum und Zeitdruck – verbunden mit technischen Herausforderungen des Up- und Downloads.

 

Schulleiter organisierte 23 Chat-Gruppen

Mit insgesamt 23 Teams, die Schulleiter Björn Gemmer über 23 Chat-Gruppen der schuleigenen “StoneApp” organisierte, nahm die Steinmühle am Wettbewerb teil. Schon bald stellte sich heraus, dass sich der große Aufwand lohnte, denn die Steinmühle war am Ende des Tages mit drei Siegerteams in acht gymnasialen Jahrgangsgruppen die erfolgreichste Schule in Hessen! Platz 2 mit zwei Siegerteams erreichte das Hochbegabteninternat des Landes Hessen “Schloss Hansenberg”.
Wie Mathe-Landessieger aussehen, zeigt unsere untenstehende Porträtfoto-Zusammenstellung:

Obere Zeile: Hessensieger Klasse 5, “Steinmühle Team 5” (von links): Alexandra Köller, Flynn Biallas, Johanna Rogosch, Liam Randau. Sie belegten hessenweit Platz 1 von 59 Teams. Ihr Mathematik-Lehrer ist Steffen Ullwer.

Mittlere Zeile: Hessensieger Klasse 7, “Die Mathemagier” (von links): Teresa Dinges, Sophia Rogosch, Jonathan Hundt, Leon Delong (letztere, also die Jungs, sind Freunde von Teresa und Sophia und besuchen das Gymnasium Philippinum). Sie belegten hessenweit Platz 1 von 43 Teams. Ihr Mathematik-Lehrer ist Michael Schmidt.

Untere Zeile: Hessensieger Klasse 8, “Steinmühle Team 8” (von links): Max Preidel, Lukas Zimmer, Mathilda Lambach, Mike Klatt. Sie belegten hessenweit Platz 1 von 38 Teams. Ihr Mathematik-Lehrer ist Eberhard Wieth.

 

Einige Teams zusätzlich unter den Top 10

Doch es gab noch mehr erfolgreiche Mathematiker*innen unter den teilnehmenden Steinmühlen-Schüler*innen. Neben den drei oben genannten Sieger-Teams erreichten folgende Steinmühlenteams hessenweit die TOP 10 ihrer Jahrgangsgruppen:

  • Ein weiteres Team aus Klasse 5: Johannes Denzel, Teo Dohmen, Felix Martens und Henri Reinhardt. Ihr Mathematik-Lehrer ist Eberhard Wieth.
  • Ein weiteres Team aus Klasse 8: Franka Preising, Paula Hartmann und Flora Endres. Ihre Mathematik-Lehrerin ist Constanze Oestreicher-Gold.
  • Ein Team aus Klasse 13: Lasse Michel, Nina Brand, Louis Kirschstein und Till Maier. Ihr Mathematik-Lehrer ist Malte Klimczak.

Allen Teilnehmenden unseren herzlichen Glückwunsch! Wir sind mega stolz!

 

Jugend Forscht: Beide Teams mit ersten Plätzen und wieder ein Schulpreis
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Auch in diesem Jahr gab es wieder ein sehr erfreuliches Abschneiden unserer Teams beim Regionalwettbewerb Jugend Forscht, der diesmal leider nur online stattfinden konnte.
Unter den schwierigen Corona-Bedingungen sind in diesem Jahr nur zwei Gruppen angetreten, die beide von Dr. Jutta Töhl-Borsdorf betreut wurden.

 

Qualifikation für Landeswettbewerb

Wie schon im letzten Jahr erzielte das Team aus Joshua Wieder, Morten Köhler und Benjamin Schul (Klasse 10) den 1. Platz in Chemie. Sie haben ihr Projekt der Wärmepads in Skischuhen erfolgreich ausbauen können. Mit dem Projekt
“Das Skischuhproblem Teil 2 – Neue Metalle, Katalysatoren und Oxidationsmittel” haben sie sich damit für den Landeswettbewerb in Darmstadt qualifiziert.
Das Team konnte gleich zwei Urkunden entgegennehmen, da zusätzlich ein Sonderpreis von Heise Medien für ein Jahresabo der in der Maker-Scene beliebten Zeitschrift „Make“ gewonnen wurde.

Unser Foto zeigt (von links) Dr. Jutta Töhl-Borsdorf, Morten Köhler, Joshua Wieder, Benjamin Schul und Schulleiter Björn Gemmer.

 

„Für junges Alter schon hohes Fachwissen“

In der Juniorsparte “Schüler experimentieren” erzielten Leontin Schmidt, Leonard Berger und Mats Egbring aus der Klasse 7 mit ihrem Projekt “Nitrat – auch in der Lahn ein Problem? Messungen und Experimente zur Beseitigung” ebenfalls in der Sparte Chemie den 1. Platz.  Sie haben sich damit für den Landeswettbewerb in Kassel qualifiziert.

Darüber hinaus hat die Steinmühle den Hessischen Schulpreis des Jugend Forscht Sponsorpools gewonnen, der von der Wilhelm und Else Heraeus Stiftung gespendet wird.
In der Laudatio dazu wurde besonders gewürdigt, dass die Schüler der Steinmühle, wie schon in den letzten Jahren, ein für ihr junges Alter sehr großes Fachwissen zu ihren Projektthemen haben.

Auf unserem Foto sind zu sehen (von links) Leontin Schmidt, Dr. Jutta Töhl-Borsdorf, Leonard Berger und Schulleiter Björn Gemmer. Nicht auf dem Bild ist Mats Egbring.

Unsere Abbildung zeigt die Urkunde, die die Steinmühle als Preisträger des Hessischen Schulpreises des Jugend Forscht Sponsorpools erhalten hat.

Weltglücklichste Menschen: So lernt Finnland
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Das finnische Bildungssystem gilt als Aushängeschild in Europa. Zudem hat erst kürzlich der aktuelle “World Happiness Report” das Ergebnis zutagegefördert, dass die glücklichsten Menschen der Welt in Finnland leben. Untersucht wurden immerhin die Daten aus 156 Ländern!

Was also hat es mit dem finnischen Bildungsystem auf sich, das doch die Weichen für’s Leben der jungen Menschen in Finnland stellt? Via Big Blue Button konnten die Steinmühlen-Lehrkräfte kürzlich einem Vortrag von Dr. Laura Hirvi folgen. Die Leiterin des Finnland-Instituts in Berlin berichtete über das finnische Bildungssystem.

 

Heimlernen möglich

Es sind grundlegende Unterschiede, die sich in Finnland im Vergleich zum deutschen Schulsystem auftun: Eine Schulpflicht gibt es zum Beispiel nicht. Wer aber meint, es würde deswegen nicht gelernt, der irrt gewaltig: “Die Finnen”, so Dr. Laura Hirvi, “lernen eigentlich lebenslang.” Die Lernpflicht lässt sich in Finnland auch zu Hause erfüllen. Wer dies möchte, stellt einen Antrag auf Heimlernen. Die Aufnahme von Wissen beginne eigentlich schon vor der Schule. Das Land mit seinen 5,5 Millionen Menschen investiert bereits viel in seine Kindergärten, die Wissen auch spielerisch vermitteln.

 

Einheitsschule bis 16

Die Einheitsschule zwischen dem 7. und dem 16. Lebensjahr für alle Schülerinnen und Schüler folgt einer anderen Idee als hierzulande. Frühe Entscheidungen möchte man den jungen Menschen ersparen, die Chancengleichheit steige damit. Ein Ringen um die Abiturnoten vermeidet man dadurch aber nicht. “Es ist”, so Dr. Laura Hirvi, “in der gymnasialen Oberstufe ein wichtiger Wettbewerb.” Währenddessen sind digitale Abiturprüfungen in Finnland Standard. 10 Wochen Sommerferien erlauben eine lange Pause jenseits vom Lernstoff.

Und die Menschen in der Schulgemeinde? Dr. Laura Hirvi berichtet von einem recht hohen Status der Lehrkräfte. Der Respekt vor ihnen sei hoch, ihre Arbeitszeit meist deutlich abgegrenzt und viele seien verbeamtet. Dass die Schüler*innen hingegen etwa strengen Regeln ausgesetzt sind, ließe sich nicht feststellen. Im Gegenteil sollen sie bewusst eigene Entscheidungen treffen. Und in der Tat seien Kinder in Finnland häufig früher selbstständig.

Allerdings gibt es mindestens eine Regel, die einfach “gesetzt” ist: Von 8 bis 16 Uhr sind alle Schüler*innen versorgt, und die gemeinsame Mahlzeit ist Teil des Unterrichts. Das ist eben so. Und das kann nicht durch eine andere Entscheidung, etwa der Eltern, geändert werden.

Der Vortrag von Dr. Laura Hirvi erfolgte im Rahmen eines Erasmus-Projektes zum Thema Individualisierung von Lern- und Entwicklungsprozessen, an dem die Steinmühle zusammen mit dem Studienseminar und der Europaschule Gladenbach teilnimmt.

Erster Corona-Schnelltest-Probelauf in der Steinmühle erfolgreich gelaufen
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Die Steinmühle hatte sich als eine der ersten Schulen in Marburg zum Corona-Schnelltest-Projekt angemeldet. Gestern waren wir nun an der Reihe und durften die organisatorischen Abläufe erproben. Über 300 Schüler*innen wurden unter Anleitung von Mitarbeiter*innen des Pflegepools der Stadt Marburg auf Covid-19 in der Steinmühle getestet. Der Testlauf verlief reibungslos und alle Schüler*innen wurden negativ getestet. Einen herzlichen Dank an das Testteam, das den Ablauf sehr professionell organisierte.
Wir werden nun alles in die Wege leiten, um nach den Osterferien regelmäßig Corona-Schnelltests in unseren Präsenzklassen durchzuführen.

Ex-Schüler Vincent Haiges arbeitet als Krisenreporter
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Aufnahmen zerbombter Häuser, Kriegsszenarien, Staub, Schutt und Asche: Die Bilder des Irak ist aus den Nachrichten sind authentisch, aber nicht vollständig. Das eigentlich reiche Land mit großer Armut hat noch andere Facetten. Selfies, Shisha, Fahrradrennen, Billard und exzessiven Alkoholkonsum unter einer der Tigris-Brücken Badgads, unter der sich nachts junge Männer treffen. Nachts, “bei erträglichen 35 Grad”, wie Vincent Haiges sagt. Das Leben der Menschen findet draußen statt.

Zwei Jahre lang lebte der ehemalige Schüler des Internats Steinmühle im Irak. Erst im Norden, dann in der Hauptstadt. Auch andere Krisengebiete sucht er auf. Um den Finger in die sprichwörtliche Wunde zu legen, um einen Beitrag zur Transparenz für die Welt zu leisten, um auch andere Seiten kennenzulernen. Um Bilder zu vervollkommnen, Erklärungen zu liefern, Bildung zu transportieren.

 

“Freiheit hat Verantwortung”

Nach dem Abi ist Haiges erstmals gereist, mit 21 kam er nach Marokko. “Erzähl mir von Deutschland,” hört er heute noch Mustafa sagen. Es war der Moment, als Haiges begann, die globale Ungleichheit wahrzunehmen. Nur, wohin mit der Erkenntnis? fragte er sich.

Ihm wurde klar: Freiheit hat Verantwortung. Vincent Haiges begann zu studieren. In Wien und London, Konfliktforschung und Internationales Recht.

Er verließ die Universität mit dem Masterabschluss in Politikwissenschaften. Ungebrochen sein Drang, Krisenherde dieser Welt aufzusuchen, die Ereignisse fotografisch abzuspeichern und zu präsentieren.

Über Bilder gelingt dies gut, seine Dokumentationen erfahren Resonanz. Ein hochkarätiger Stamm von Abnehmern im medialen Bereich interessieren sich für das, was Vincent Haiges zurück in das geschützte Mitteleuropa bringt: Der Spiegel, Deutsche Welle, Die Zeit, Goethe-Institut. Aber auch ausländische Publikationen: Aus Japan, der Schweiz oder sogar Al Jazeera. Vincent Haiges dokumentiert aus Krisengebieten auch für die UN.

 

“Sie trugen Masken – nicht wegen Corona”

Wenn der Reporter von Alkoholexzessen unter der Tigris-Brücke erzählt, will er Gewalt und Terror im Land nicht relativieren. Als die wohl schlimmste Erinnerung blieb ihm der Besuch eines Hochsicherheitsgefängnisses im nordirakischen Mossul. Durch Fotos, so Haiges, ließ sich wiedergeben, was dort passierte. Man sah Menschen, die Masken trugen.”…Aber nicht wegen Corona, sondern wegen Leichengeruch.”

Die Erlebnisse haben dem Reporter mit der Zeit eine gewisse Demut abgenötigt. In das Gewand eines Krisenreporters passt nicht jeder, auch wenn er schreiben oder fotografieren kann. Der Zugang zu Menschen, der erkennbare Wille, sich anzupassen, das signalisierte Interesse, einer von ihnen zu sein, wenigstens temporär.  Vincent Haiges lernte arabisch und arbeitet immer mit einer weiblichen Kollegin zusammen, die Interviews vor Ort mit Frauen führt sie – geschuldet der gesellschaftlichen Rolle der irakischen Frau. In deren Nähe ist ein fremder Mann tabu, als Interviewpartner sowieso. Das Hinzuziehen eines lokalen Produzenten und Übersetzers, eines so genannten “Fixers”, ist dennoch ein Erfordernis. – Ein Apparat, wenn auch überschaubar, der organisiert werden und funktionieren muss.

 

“Nicht zuviel auf einmal sehen”

Ob er nicht ausbrenne, wird Haiges bei dem Vortrag in der Steinmühle gefragt. Zur Ruhe komme er bei nötigen Auszeiten in seiner Wohnung in Berlin-Kreuzberg – ein Ort, dessen Name manchem Provinzbewohner schon per se Respekt einflößt.  Manche Elemente, um Kraft und Energie zu bewahren, seien althergebracht, aber dennoch bewährt, sagt Haiges: Pausen machen, nicht zuviel auf einmal sehen, gut essen und schlafen, Sport.

Sein unsichtbarer Gegenspieler: Posttraumatische Belastungsstören.

Vincent Haiges, Jahrgang 1988, hat noch Ruderlehrer Martin Strohmenger als Internats-Hausleiter erlebt. Erinnerungen sind auf beiden Seiten präsent, beider Programm ist heute freilich ein anderes. Während die Steinmühlengemeinde unter dem Eindruck des andauernden Lockdowns geruhsam ins neue Jahr startete, bereitete sich Haiges auf seinen nächsten Einsatz im Januar vor. Diesesmal Europa, Bosnien im kroatischen Grenzgebiet.

Ob er schon wieder so schnell bereit sein werde, wurde er gefragt, und die Antwort war eindeutig: “Glaube an das, was du tust. Es ist der wichtigste Resilienzfaktor.”

(Vincent Haiges hielt den Vortrag im Dezember unter Beachtung pandemiebedingter Vorschriften vor Schüler*innen der Jahrgangsstufe 13. Organisator der Veranstaltung war Bernd Hülsbeck, an der Steinmühle Lehrer für Politik und Wirtschaft sowie Geschichte).

Ausstellung in der Steinmühle: Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben!
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Die Ausstellung MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT – GESICHT ZEIGEN! STIMME ERHEBEN! habe ich als Werkzeug der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit geschaffen, damit die kulturelle Vielfalt der Menschen in der Universitätsstadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf als Statement und Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sichtbar wird”, erklärt Thomas Gebauer im Interview. Einen Einblick in seine Arbeit bekommen Besucher*innen im Atrium der Steinmühle.

Menschen denken und empfinden verschieden, haben unterschiedliche Wertenormen und keine einheitlichen Vorstellungen von Glück. Und doch verdienen alle Menschen denselben Respekt, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe. 35 der insgesamt 120 Exponate der Ausstellung “Menschen Vielfalt Zukunft”  sind gegenwärtig im Atrium der Steinmühle zu sehen. Vielfältig sind auch die Antworten auf die Frage: “Was ist mein größtes Glück?”

Mit dieser Arbeit möchte Thomas Gebauer das Nachdenken über das Streben nach Glück als kollektives Bedürfnis und soziokulturelles Fundament der menschlichen Zivilisationsgeschichte fördern. Auch zukünftig sollen zum Beispiel durch die Ausstellung begleitende Aktivitäten und Schreibprojekte die Erkenntnis vertiefen und erweitern, “dass wir eine unteilbare Menschheitsfamilie sind, in der alle Menschen ohne Ausnahme die Menschenrechte teilen und gemeinsam die Verantwortung für das gesamte Leben und für die Zukunft auf der Erde tragen,” so sein Statement.

 

Dynamischer Impuls zum Nachdenken

Thomas Gebauer setzt damit einen dynamischen Impuls zum Nachdenken über das menschliche Glück. Glücklichsein, verbal oft zur Phrase verkommen, lässt sich sehr wohl genau und individuell beschreiben, aber dies braucht seine eigene Zeit. “Auf manche Antworten habe ich während der zweijährigen Ausstellungsvorbereitung sehr lange und geduldig gewartet und dabei gelernt, dass sich das menschliche Glück scheinbar eher finden als suchen lässt und dass es je nach Lebenssituation der Menschen zwar sehr vielfältig ist, aber immer um ein Kernverständnis vom Glück herum variiert.” Alles braucht seine Zeit galt auch für die zahlreichen Termine, die Gebauer in der zweijährigen Entstehungszeit organisieren musste, um die rund 140 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder fotografieren zu können. Eine Lichtbild-Präsentation der Ausstellung umfasst sogar 140 Exponate.

In einer eigens produzierten Ausstellungszeitung habe ich neben den Bildern der Menschen und ihren Gedanken über das Glück auch ein extra für die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung gestaltetes Logo veröffentlicht, auf dem die Sonne (Licht/Erkenntnis), ein Segel (Mond/Werkzeug) und ein Schiff (Erde/Menschheitsfamilie) vielfarbig in die Worte MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT integriert sind,” erläutert Gebauer.

 

Jede*r definiert Glück anders

Glück ist für mich “…dass ich gesund bin…””…dass es meiner Familie gutgeht…” “…wenn ich in meinem Weidenhausen einen Äppler trinken kann…”. – Manche Antworten tauchen öfter auf, andere sind einzigartig. Häufig beziehen sich die Antworten auf die Frage nach dem persönlichen Glück auf Frieden oder das Zusammensein mit geliebten Menschen. Aber auch anderes liest sich dort: “Ich bin am glücklichsten, wenn ich nicht darüber nachdenke, ob ich’s bin.”  Oder auch “…glücklich bin ich, wenn das ganze Plastik aus den Meeren verschwindet.”

 

Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben! ist ein sehr aufwendiges Ausstellungsprojekt, für dessen Verwirklichung der Verein `Vielfalt Marburg e.V.´ Thomas Gebauer im Oktober 2017 gewinnen konnte und das Gebauer schließlich im Oktober 2019 vollendet und veröffentlicht hat. Die Thematik passe gut in gegenwärtige Debatten, erläutert die Vorsitzende Nadine Bernshausen. Es sei Aufgabe des Vereins `Vielfalt Marburg e.V.´, die allgemeine internationale Gesinnung und das gegenseitige Verstehen der Menschen weiter voranzubringen, damit eine immer lebendige Utopie weiter befördert werden könne: Anderssein solle nicht nur akzeptiert, sondern könne als spannend und bereichernd empfunden werden.

 

Werkzeug gegen Rassismus

Dialoge und Perspektivwechsel als Kulturwerkzeuge und das gegenseitige Erkennen und Verstehen von Menschen, so Gebauer, sind wichtige Ziele der Kommunikation. Er selbst habe die Entstehungsphase der Ausstellung als eine Art Entdeckungsreise erlebt über die Werte und Vorstellungen, die für alle Menschen auf der Erde “wesentlich und wirklich wichtig sind.” Zunächst für fünf Jahre plant Gebauer, die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung als Werkzeug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit insgesamt zu zeigen und hofft, “… dass angesichts der faszinierenden Vielfalt unserer Menschheitsfamilie die Angst vor dem, was uns an anderen Menschen zunächst fremd erscheint, zugunsten von mehr Offenheit und Neugierde auf Menschen sowohl in unserer Nähe als auch für Menschen aus der Ferne fremder Kulturräume überwunden werden kann.”

“Das ist Thomas Gebauer gut gelungen,” kommentierte Ines Vielhaben, Kunstlehrerin an der Steinmühle. “Für die Fragestellung besteht seitens der Steinmühle eine große Sympathie.” Mit dem Jahrgang 10 und dem Kunst-Leistungskurs habe sie die Ausstellung aufgehängt und sich mit den Aussagen auseinandergesetzt. Die Klasse 11 behandelte mit Lehrer Stephan Kersten im Ethik-Unterricht das Thema “Glück” – das passte!

Auch aus Sicht von María Rámos, die an der Steinmühle den Bereich Internationalität vertritt, fügt sich die Ausstellung in das Schulkonzept: “Es hat gut funktioniert, unterschiedliche Persönlichkeiten einzufangen.” Beide Lehrerinnen einhellig: “Für die Steinmühle ist die Initiative eine Bereicherung. Menschen können sich anregen lassen, nachzudenken, und an Werte erinnern.”

 Kontakt Thomas Gebauer: https://agent21-art-and-repair.de