Internat Steinmühle: boomendes Interesse am hauseigenen Reitstall
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Elke Buurman freut sich. Die neue Leiterin des Steinmühlen-Reitstalls registriert eine stetig zunehmende Nachfrage nach Reitmöglichkeiten auf dem Steinmühlencampus. Zu Schuljahresbeginn gab es allein für die Belegung einer festen AG insgesamt 15 interessierte Reiter*innen. Witterungsbedingte oder pandemiebedingte Einschränkungen tun dem Interesse am Reitsport keinen Abbruch. „Allerdings hoffen wir sehr auf das Ende der Restriktionen, damit die Reiter*innen wieder voll aktiv werden können.“

Seit jeher ist der Reitstall der Steinmühle untrennbar mit dem Internatsleben verbunden. Für die Schülerinnen und Schüler ist es komfortabel, ihr Hobby direkt auf dem Gelände ausüben zu können und nur wenige Schritte bis zum Reitstall zu haben. Einige entdecken das Reiten neu für sich. Traditionell sind es meistens Mädchen, doch auch Jungen erweisen sich als begabte Reiter.

Mehr AG-Zeiten für die jeweiligen reiterlichen Bedürfnisse

Um dem Aufkommen gerecht zu werden und  Vorkenntnisse individuell zu berücksichtigen, wurden drei AG-Zeiten eingeführt. So kommen in einzelnen Gruppen jeweils fortgeschrittene Reiter*innen, Anfänger*innen und solche Reitinteressierte zusammen, die zunächst in die „Basics“ hineinschnuppern und alles kennenlernen, was zum Umgang mit Pferden gehört.

Das Reiten für Einsteiger*innen umfasst dabei Bewegungslehre, Theorie zum Pferd, das Kennenlernen des Tieres und seiner Bedürfnisse sowie Tipps zur Herstellung des Kontaktes zwischen Mensch und Tier.

Hat jemand bereits einige Male im Sattel gesessen, fehlt es aber an weitergehenden Kenntnissen und Fähigkeiten, dann geht es zunächst um den Umfang mit dem Pferd, die tägliche Pflege, das Satteln und Trensen,  das Reiten in der Gruppe und um die Frage, wie Mensch und Tier in der direkten Arbeit gemeinsam agieren.

Erfahrene Reiter*innen werden in der dritten Gruppe weiter ausgebildet. Sie können ihre Techniken erweitern und unter professioneller Anleitung Reiterfahrungen ausbauen und verbessern.

Neben den reiterlichen Aktivitäten in den AGs gibt es im Internat Steinmühle auch die Möglichkeit, Einzelunterricht zu nehmen. Zusätzliche Reitstunden können gebucht oder eigene Reitbeteiligungen organisiert werden. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, Ferienreitkurse zum Erwerb von Reitabzeichen zu absolvieren. Auch ist es möglich, eigene Pferde einzustellen. Derzeit nutzen zwei Internatsschülerinnen das Angebot, die sich freuen, ihr Pferd in direkter Nähe zu haben.

Von den Grundkenntnissen zum selbstständigen freien Reiten:
Alles möglich an der Steinmühle

„Unser Ziel ist, aufbauend auf den Grundkenntnissen in der Theorie und Praxis zum selbstständigen freien Reiten bis hin zum spezifischen Training von Reiter und Pferd zu gelangen – und das bei einem gesunden und harmonischen Miteinander zwischen Tier und Mensch,“ erklärt Elke Buurman.

Zusätzliche Aktionen an Internatswochenenden wie Kurse zur Bodenarbeit oder intensive Shetty- oder Schulpferdepflege sowie Möglichkeiten der Stallarbeit sollen dabei eine umfassende und realistische Beteiligung am Reiterleben ermöglichen.

Für den Reitbetrieb im Internat Steinmühle stehen derzeit sieben Schulpferde zur Verfügung. Dazu kommen fünf Shettlandponies. Insgesamt stehen 31 Pferde im Reitstall.

Gesundheit von Tier und Mensch im Vordergrund

Elke Buurman agiert mit viel Liebe zum Tier und berücksichtigt dabei die unterschiedlichen Wünsche der Schüler*innen: Sie sieht es als ihre Aufgabe an, den Bedürfnissen von Mensch und Tier gleichermaßen gerecht zu werden. Das Reiten an der Steinmühle möchte sie entsprechend der Nachfrage perspektivisch noch weiter ausbauen. Dass das Engagement der Reiter*innen weit über die AG hinausgeht und sich die Jugendlichen auch bei der Stallhilfe und beim Pflegen der Shetties und Pferde engagieren, betrachtet sie wohlwollend, aber auch wachsam. Als Pädagogin weiß die Steinmühlenlehrerin für Deutsch und Sport, dass hierbei ein gesundes Maß gefunden werden muss.

„Alle ersehnen das Ende der pandemiebedingten Einschränkungen“

Ein großer Erfolg für den Reitbetrieb an der Steinmühle war, dass auch in den Winter hinein nach der AG-Neuwahl das Interesse am Reiten ungebrochen war – ungeachtet der widrigen Wetterumstände. Die Corona-Pandemie machte den Aktivitäten leider einen Strich durch die Rechnung. Die Auflagen des Pferdesportverbandes Hessen e.V. greifen natürlich auch an der Steinmühle. So musste der Reitbetrieb zeitweise fast komplett eingestellt werden und erfuhr nur langsam wieder eine Öffnung. Reitstall-Leiterin Elke Buurman war und ist bemüht, trotz dieser Umstände das Wohl der Schulpferde aufrechtzuerhalten. Die Pflegebedürfnisse der Pferde und vor allem der Mangel an Bewegung müssen kompensiert werden.

Auch die Bedürfnisse der Schüler*innen sind im Blick zu behalten. Um weiter Anteil am Leben mit den Pferden zu nehmen, sind strenge Planungen nötig, Sicherheitsmaßnahmen erforderlich und Kontaktbeschränkungen umzusetzen. Elke Buurman: „Auch wenn Reitstunden nur bedingt stattfinden können, versuchen wir, die Teilnahme am Pferdealltag weiterhin zu unterstützen.“

Es wundert somit nicht, dass Reitstall-Leitung und Reiter*innen des Internats gleichermaßen hoffen, dass für den Reitbetrieb bald wieder Lockerungen erfolgen. Die Schüler*innen brennen darauf, das geliebte Hobby wieder in vollem Umfang aufnehmen zu können.

Wann immer dies wieder möglich sein wird, sollen auch außerhalb der fest etablierten Reitstunden-AGs mehr Zeitfenster in der Woche für den Reitsport installiert werden. Elke Buurman: „Die Freude am Pferd und Reitstallleben weiter auszubauen, ist großer Wunsch der Schülerschaft. Daher ersehnen wir das Ende der Restriktionen.“

 

Ausstellung in der Steinmühle: Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben!
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Die Ausstellung MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT – GESICHT ZEIGEN! STIMME ERHEBEN! habe ich als Werkzeug der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit geschaffen, damit die kulturelle Vielfalt der Menschen in der Universitätsstadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf als Statement und Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sichtbar wird”, erklärt Thomas Gebauer im Interview. Einen Einblick in seine Arbeit bekommen Besucher*innen im Atrium der Steinmühle.

Menschen denken und empfinden verschieden, haben unterschiedliche Wertenormen und keine einheitlichen Vorstellungen von Glück. Und doch verdienen alle Menschen denselben Respekt, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe. 35 der insgesamt 120 Exponate der Ausstellung „Menschen Vielfalt Zukunft“  sind gegenwärtig im Atrium der Steinmühle zu sehen. Vielfältig sind auch die Antworten auf die Frage: „Was ist mein größtes Glück?“

Mit dieser Arbeit möchte Thomas Gebauer das Nachdenken über das Streben nach Glück als kollektives Bedürfnis und soziokulturelles Fundament der menschlichen Zivilisationsgeschichte fördern. Auch zukünftig sollen zum Beispiel durch die Ausstellung begleitende Aktivitäten und Schreibprojekte die Erkenntnis vertiefen und erweitern, „dass wir eine unteilbare Menschheitsfamilie sind, in der alle Menschen ohne Ausnahme die Menschenrechte teilen und gemeinsam die Verantwortung für das gesamte Leben und für die Zukunft auf der Erde tragen,“ so sein Statement.

 

Dynamischer Impuls zum Nachdenken

Thomas Gebauer setzt damit einen dynamischen Impuls zum Nachdenken über das menschliche Glück. Glücklichsein, verbal oft zur Phrase verkommen, lässt sich sehr wohl genau und individuell beschreiben, aber dies braucht seine eigene Zeit. “Auf manche Antworten habe ich während der zweijährigen Ausstellungsvorbereitung sehr lange und geduldig gewartet und dabei gelernt, dass sich das menschliche Glück scheinbar eher finden als suchen lässt und dass es je nach Lebenssituation der Menschen zwar sehr vielfältig ist, aber immer um ein Kernverständnis vom Glück herum variiert.” Alles braucht seine Zeit galt auch für die zahlreichen Termine, die Gebauer in der zweijährigen Entstehungszeit organisieren musste, um die rund 140 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder fotografieren zu können. Eine Lichtbild-Präsentation der Ausstellung umfasst sogar 140 Exponate.

In einer eigens produzierten Ausstellungszeitung habe ich neben den Bildern der Menschen und ihren Gedanken über das Glück auch ein extra für die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung gestaltetes Logo veröffentlicht, auf dem die Sonne (Licht/Erkenntnis), ein Segel (Mond/Werkzeug) und ein Schiff (Erde/Menschheitsfamilie) vielfarbig in die Worte MENSCHEN VIELFALT ZUKUNFT integriert sind,“ erläutert Gebauer.

 

Jede*r definiert Glück anders

Glück ist für mich „…dass ich gesund bin…““…dass es meiner Familie gutgeht…“ „…wenn ich in meinem Weidenhausen einen Äppler trinken kann…“. – Manche Antworten tauchen öfter auf, andere sind einzigartig. Häufig beziehen sich die Antworten auf die Frage nach dem persönlichen Glück auf Frieden oder das Zusammensein mit geliebten Menschen. Aber auch anderes liest sich dort: „Ich bin am glücklichsten, wenn ich nicht darüber nachdenke, ob ich’s bin.“  Oder auch „…glücklich bin ich, wenn das ganze Plastik aus den Meeren verschwindet.“

 

Menschen Vielfalt Zukunft – Gesicht zeigen! Stimme erheben! ist ein sehr aufwendiges Ausstellungsprojekt, für dessen Verwirklichung der Verein `Vielfalt Marburg e.V.´ Thomas Gebauer im Oktober 2017 gewinnen konnte und das Gebauer schließlich im Oktober 2019 vollendet und veröffentlicht hat. Die Thematik passe gut in gegenwärtige Debatten, erläutert die Vorsitzende Nadine Bernshausen. Es sei Aufgabe des Vereins `Vielfalt Marburg e.V.´, die allgemeine internationale Gesinnung und das gegenseitige Verstehen der Menschen weiter voranzubringen, damit eine immer lebendige Utopie weiter befördert werden könne: Anderssein solle nicht nur akzeptiert, sondern könne als spannend und bereichernd empfunden werden.

 

Werkzeug gegen Rassismus

Dialoge und Perspektivwechsel als Kulturwerkzeuge und das gegenseitige Erkennen und Verstehen von Menschen, so Gebauer, sind wichtige Ziele der Kommunikation. Er selbst habe die Entstehungsphase der Ausstellung als eine Art Entdeckungsreise erlebt über die Werte und Vorstellungen, die für alle Menschen auf der Erde „wesentlich und wirklich wichtig sind.“ Zunächst für fünf Jahre plant Gebauer, die Menschen Vielfalt Zukunft Ausstellung als Werkzeug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit insgesamt zu zeigen und hofft, “… dass angesichts der faszinierenden Vielfalt unserer Menschheitsfamilie die Angst vor dem, was uns an anderen Menschen zunächst fremd erscheint, zugunsten von mehr Offenheit und Neugierde auf Menschen sowohl in unserer Nähe als auch für Menschen aus der Ferne fremder Kulturräume überwunden werden kann.”

„Das ist Thomas Gebauer gut gelungen,“ kommentierte Ines Vielhaben, Kunstlehrerin an der Steinmühle. „Für die Fragestellung besteht seitens der Steinmühle eine große Sympathie.“ Mit dem Jahrgang 10 und dem Kunst-Leistungskurs habe sie die Ausstellung aufgehängt und sich mit den Aussagen auseinandergesetzt. Die Klasse 11 behandelte mit Lehrer Stephan Kersten im Ethik-Unterricht das Thema „Glück“ – das passte!

Auch aus Sicht von María Rámos, die an der Steinmühle den Bereich Internationalität vertritt, fügt sich die Ausstellung in das Schulkonzept: „Es hat gut funktioniert, unterschiedliche Persönlichkeiten einzufangen.“ Beide Lehrerinnen einhellig: „Für die Steinmühle ist die Initiative eine Bereicherung. Menschen können sich anregen lassen, nachzudenken, und an Werte erinnern.“

 Kontakt Thomas Gebauer: https://agent21-art-and-repair.de

 

Bewegungsgeräte für die Pause
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An der Bilingualen Grundschule Steinmühle gibt es seit einiger Zeit Rollbretter und Gymnastikseile, um die Pausen mit viel Spaß aktiv zu gestalten. Die Sportgeräte im Wert von ca. 800 Euro sind eine Spende von gesundekids. „Gesundekids“ ist eine gemeinnützige Initiative der Rotary Clubs in Deutschland. Unter dem Motto „fit fürs Leben“ setzt sich die Initiative bundesweit für die Gesundheit von Kindern zwischen 3 und 12 Jahren ein. Der Rotary Club Marburg freute sich über den Antrag der Steinmühle, die den Bedarf an Bewegungsgeräten für den Grundschulzweig damit begründete, dass viele Schüler*innen durch den erst kurze Zeit zurückliegenden Umzug nach Deutschland oft noch nicht viele Sozialkontakte knüpfen konnten, mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben und viel Zeit am Schreibtisch mit dem Erlernen einer neuen Sprache verbringen. Es gelte, Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen und die Schüler*innen dabei in Kooperation und Kommunikation zu bringen. Dazu sind die Rollbretter und die Gymnastikseile ideal geeignet.

AGs im Winter: Internat Steinmühle geht souverän mit Herausforderungen um
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Die Balance zwischen Arbeitspensum und Freizeitprogramm ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Schüler*innen. Umso mehr achtet das Internat Steinmühle auf qualitativ gute und abwechslungsreiche freizeitpädagogische Angebote. Angepasst an die Jahreszeiten gibt es zweimal jährlich ein unterschiedliches Programm. Es gilt, Freizeit als Bewegung oder Bildung bewusst mit anderen zu erfahren, anstatt isoliert zu konsumieren.

Der Winter bringt naturgemäß schon immer die größten Herausforderungen mit sich: Tristes Wetter, Trägheit, begrenzte Möglichkeiten im Freien, dazu die frühe Dunkelheit. Dass es in diesem Jahr besonders schwierig ist, lässt sich denken. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen bilden ein Handicap, mit dem zusätzlich umzugehen ist.

Erfolgreiches Konzept ist kein Zufall

Dennoch: Wieder einmal hat es das pädagogische Team geschafft, ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Es berücksichtigt die Sicherheitsaspekte und lässt trotzdem Raum für das Erfahren von Selbstwirksamkeit und für Wachstum. Dass das Programm authentisch und auf die Internatsschülerschaft zugeschnitten ist, kommt nicht von ungefähr. Im Vorfeld haben Pädagog*innen ihre Vorstellungen und Möglichkeiten mit den Bedürfnissen der Schüler*innen abgeglichen.

Gleich 20 Schüler*innen wollen tanzen lernen

Die Wünsche sind dabei ganz unterschiedlich: Mehrfach geäußert wurde der Wunsch nach Neuanschaffung eines Billardtisches für gemütliche Spieleabende, gleich 20 Schüler*innen bekundeten Interesse an einer Tanz-AG. Zusammen mit einem professionellen Tanzlehrer hat das pädagogische Team daher corona-gerechte Tanzmöglichkeiten umgesetzt, um das Erlernen der Standardtänze so gut es geht zu ermöglichen.

Die Gestaltung eines Lego-Raumes hört sich zunächst nach einem Wunsch an, der ausschließlich auf die jüngeren Internatsschüler*innen zugeschnitten ist. Das täuscht jedoch, denn während die Kleinen tagsüber dort ihrer Kreativität freien Lauf lassen, können die Älteren den Raum abends als Chillout-Room nutzen und sich natürlich auch gerne beim Lego kreativ ausprobieren.

„Auspowern für Jeden“ nennt sich eine neue AG-Form, die in Erprobung ist. Ein wochenweise neu erstelltes großes Angebot mehrerer Pädagog*innen dient den Schüler*innen im Internat Steinmühle praktisch als Auswahl-Pool. Eines der Angebote wird verbindlich, andere Angebote werden flexibel genutzt, je nach persönlicher Zeit der Schüler*innen. Im Falle von Klausuren oder Krankheit kann hier jede*r seine oder ihre Aktivitäten entsprechend anpassen.

Mit dieser Form des Angebotes möchte das Internat Steinmühle den Lebensräumen einzelner Schüler*innen und den gestiegenen Anforderungen gerecht werden, um daraus zu lernen und für den nächsten Zyklus Ableitungen zu treffen. „Wir befinden uns in einer Phase, in der wir unsere bisherigen Strukturen wertschätzend, aber auch kritisch hinterfragen, um nun zu testen, ob dieses erhöhte Maß an Flexibilität den Schülerinnen und Schülern hilft, ihre Wochenstruktur bedarfsgerechter zu gestalten“, berichtet Patric Hahn, der für die freizeitpädagogischen Angebote am Internat Steinmühle verantwortlich ist.

Upcycling: Alte Shirts neu verwerten

Neben solchen Bereichen, die in Lehrplänen nicht vorkommen, greift das Pädagogenteam aber auch auf Bewährtes aus der AG-Angebotspalette zurück. Dazu gehören Klassiker wie Badminton, Fußball, Basketball, Jumping Fitness, digitales Zeichnen oder Handlettering, aber auch jahreszeitengerechte Aktionen wie Laternenbasteln, geführte Herbstspaziergänge oder Lerncafés. Auch wenn bei Mannschaftssportarten aktuell auf das „klassische Spiel“ verzichtet wird, stehen Technik- und Individualtraining im Vordergrund.

Vorwiegend an Wochenenden haben Schüler*innen  zudem die Möglichkeit, mit organisatorischer Unterstützung durch Pädagog*innen sich selbst in einem sicheren Rahmen zu erproben und eigene Angebote zu kreieren. Ein schönes Beispiel bildet die Idee einer Schülerin, alte Shirts neu zu verwerten.

Steuererklärung & Co.: Tipps fürs spätere Leben

Neben dieser struktuellen Änderung wurde auch ein ganz neuer Themenbereich in die Palette der AG-Angebote aufgenommen: Skills fürs Leben. Hier sollen Antworten auf solche Fragen vermittelt werden, die sich nach Ende der Schullaufbahn stellen, von jungen Menschen bisher aber oft nur mit Schulterzucken kommentiert werden können: Wie bewerbe ich mich an einer Uni? Was ist eine Steuererklärung und wie mache ich sie? Wie schließe ich eine Versicherung ab und welche Versicherungen brauche ich?  „Bei dieser AG geht es darum, die jungen Menschen fit fürs Leben zu machen, über die Zeit der Steinmühle hinaus,“ sagt AG-Leiter Nils Schwandt.

Der Mix aus erfolgreichen Angeboten und neuen, den Umständen angepassten Formaten trägt somit für alle am Internatsleben Beteiligten zum gesteigerten Wohlbefinden bei –  und zwar allen Widrigkeiten zum Trotz!

 

Steinmühle und blista – neues Bündnis für den inklusiven Leistungssport
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Die Steinmühle Marburg e.V. (Steinmühle) und die Deutsche Blindenstudien-anstalt e.V. (blista) erweitern und vertiefen ihre Zusammenarbeit im Bereich der sportlichen Angebote für blinde, sehbehinderte und sehende Schülerinnen und Schüler.

„Mit der heute eingegangenen Kooperation bilden wir die Grundlage, Leistungssportangebote an beiden Schulen zu erweitern und zu zeigen, dass ein Miteinander von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Beeinträchtigung auch im Leistungssport auf Augenhöhe funktioniert“, erklärt Egon Vaupel, Vorsitzender der Steinmühle.

„Die Kinder und Jugendlichen unserer beiden Schulen nehmen seit vielen Jahren an gemeinsamen Sportkursen und Angeboten teil. Die Erfahrungen sind durchweg positiv“, führt blista-Direktor Claus Duncker aus. „Kein mitleidiges Helfen oder erzwungene Freundlichkeiten geben den Ausschlag, sondern das Interesse, zusammen zu trainieren, sich zusammen anzustrengen: Mit allen und allem was dazugehört an menschlichen Gefühlen, Hoffnungen, Jubel und Enttäuschungen, Begegnungen und Freundschaften.“

Das neue Bündnis für den inklusiven Leistungssport fußt auf einer starken konzeptionellen Basis. Kinder und Jugendliche haben laut Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Anspruch darauf, dass ihre Bildung auf die Entfaltung der gesamten Persönlichkeit ausgerichtet ist. Beide Schulen messen dabei dem Potenzial des Sports für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler besondere Bedeutung zu. Die Steinmühle steht seit vielen Jahren für hervorragende Trainingsbedingungen, insbesondere für das Rudern auf hohem Leistungsniveau; die blista ist Landesleistungsstützpunkt für Judo und Blindenfußball sowie paralympischer Trainingsstützpunkt für Goalball. Seit diesem Jahr verfügt die blista zudem über ein Konzept, das leistungsbereiten Nachwuchssportlerinnen und -sportlern im Rahmen einer „dualen Karriere“ einen erfolgreichen individuellen schulischen Bildungsgang ermöglicht und sie gleichzeitig in der leistungssportlichen Entwicklung unterstützt.

Sport, so die Erfahrungen in beiden Schulen, bringt die jungen Menschen inklusiv zusammen und prägt damit auch das kulturelle Leben unserer Gesellschaft.

 

Foto: Vertragsunterzeichnung: Egon Vaupel, Vorsitzender der Steinmühle und Claus Duncker, Vorsitzender der blista.

Ziegen als zuverlässige Aufpasser – Hühnermobil passt prima zum Lebensmittelkonzept der Steinmühle
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Eigentlich soll der Ziegenbock nur Greifvögel fernhalten, aber auch gegenüber Menschen hat er eine gesunde Skepsis. In der Nähe des Bootshauses Steinmühle bewacht er mit seiner Gefährtin den mobilen Hühnerstall von Gisela Brusius. Aus deren Hühnermobil erhält die Steinmühle pro Woche rund 240 Eier, die in der Küche als Frühstückseier, für Kuchen oder Aufläufe verwendet werden. Die Produkte fügen sich ideal in das Versorgungskonzept von Schule und Internat ein.

Die Beziehung zwischen der Steinmühle und Gisela Brusius hat Geschichte. Ihr Hof liegt in Cappel, rund 200 Meter Luftlinie von der entfernt, und eine langjährige Freundschaft verbindet die Landwirtin mit Internatsgesellschafterin Johanna Buurman-Rogalla. Daraus hat sich ergeben, sich gegenseitig zu unterstützen, modern ausgedrückt: Win-win. Der Reitstall der Steinmühle hat von Gisela Brusius Weideland gepachtet. Zuletzt konnte die Steinmühle von Gisela Brusius Land erwerben, auf dem die neue Sporthalle entstehen wird. Ein regelmäßiger Eier-Abnehmer war ihr im Gegenzug sicher. Die vorher 60 klassischen braunen Legehennen zogen vom Hof, bekamen durch Aufstockung des Tierbestandes 140 neue „Kolleginnen“ – und die Halterin eine Entlastung: „Gemessen an dem jetzigen Hühnermobil war die Haltung auf dem Hof sehr arbeitsintensiv.“

Mit dieser neuen Haltungsform wurde gleich ein weiterer Fortschritt erzielt. Das Hühnermobil ist ein modernes Stallsystem der vollmobilen Freilandhaltung für eine artgemäße und umweltschonende Haltung von Hühnern. „Das passt genau in unser Konzept,“ berichtet Steinmühlen-Küchenchef Sebastian Riehl. Die Steinmühle legt Wert darauf, in ihrer Küche solche Produkte zu verwenden, die ins Raster „regional – bio – fair“ passen. Im Einzelfall wird geschaut, welchem Kriterium man sinnvollerweise den Vorrang gibt.

Vor diesem Hintergrund hat das Internat Steinmühle als Betreiber der Küche im Jahr 2020 den Biobäcker Siebenkorn ins Boot geholt. Gleichzeitig wurde ein neuer regionaler Gemüsehändler als Partner engagiert. Im Getränkebereich findet sich Fairtrade Kaffee. Das Bistro bietet Bio-Limonade an.

Vom Flüchtling zum Abiturienten: Steinmühle schreibt Geschichte
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Man könnte die Schilderungen mit „Es war einmal…“ einleiten. Doch ein Märchen ist es nicht. Als Hussam, Abdallah und Habib im Herbst 2015 an die Steinmühle kamen, hatten sie nichts in den Taschen, nur ein Ziel im Kopf: Das Abitur zu machen. Heute, fünf Jahre später, haben alle ihr Ziel erreicht. Und das ist keine Ansage aus dem Navigationsgerät, sondern das Ergebnis harter Arbeit.

Alle drei hatten keine Deutschkenntnisse, nur Ehrgeiz mitgebracht.  Sie waren Teil der Flüchtlingsgruppe, die als externe Jugendhilfeeinrichtung ihre Unterkunft im gemieteten Bremerhaus der Steinmühle bezog und auch auf dem Gelände beschult wurde.

Mit ihnen musste man rechnen: dem in Syrien geborenen Palästinenser Hussam, dem Syrer Abdallah und mit Habib, dem aus dem Iran stammenden Afghanen. Das galt nicht nur, aber besonders für den Mathematikunterricht. Alle drei wählten in Klasse 11 das Matheprofil. Mathematik ist international, anderer Unterricht auf breiterer deutschsprachlicher Basis die größere Hürde. Aber war es mit Mathe getan?


„Wir wussten, dass wir mussten“

Und wie haben sie trotzdem Deutsch gebüffelt! Den Einstieg nahmen sie zu Beginn in der Deutsch-Intensivklasse. „Wir wussten, dass wir mussten,“ erinnern sich die drei an das Lernen der komplett fremden deutschen Sprache, an der nun einmal nichts vorbeiging. „Uns hat sehr geholfen, dass wir 24 Stunden auf dem Gelände verbracht haben,“ erinnern sie sich. „Die Mitschüler haben uns stark unterstützt.“  

Und doch: Es war sehr, sehr hart. Sie bekennen sich zu der Durststrecke, zu Heimweh und alledem, was sich einstellt, wenn man seine Angehörigen zu Hause in Unsicherheit wähnt. Doch genau das war Antrieb, alles zu geben und diese Chancen zu nutzen, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es sich im Traum ausgemalt hatte. Auch für die Daheimgebliebenen.

„Es war eine Erfahrung – auch für uns Lehrkräfte“, berichtet Björn Gemmer. Der Steinmühlen-Schulleiter und ehemalige Klassenlehrer der drei jungen Männer erinnert sich auch an Herausforderungen. „Es war insgesamt eine heterogene Gruppe, die alle das Ziel hatten, einen Abschluss zu machen. Da war keine Familie, auf die man zurückgreifen konnte.“ Religöse Aspekte kamen hinzu, wie der Ramadan zum Beispiel. „Darauf konnten wir aber schulorganisatorisch keine Rücksicht nehmen.“

Der Stolz, als Steinmühle diese Wege geebnet zu haben, überwiegt heute klar. Alle wirken entspannt, froh und voller Freude auf die Zukunft. Wirtschaftsinformatik wird es bei Habib und Hussam sein, Abdallah möchte Arzt werden, „Orthopäde“. Sein Abi machte er mit 1,1.  „Mein Traum vom Studium wurde hier erfüllt.“

Info-Veranstaltungen zur Klasse 5 erfolgreich im Online-Format
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Lieber empfängt die Steinmühle interessierte Eltern und Kinder natürlich persönlich, doch die Gesundheit geht derzeit vor! So beschloss das Leitungsteam kurzerhand, die beiden Info-Abende für die künftige Klasse 5 am Mittwoch vergangener Woche digital durchzuführen. Die Resonanz war riesig, denn alle Interessierten stellten sich schnell auf das geänderte Präsentationsformat ein. Besonderes Lob erhielt der virtuelle Rundgang mit Constanze Oestreicher-Gold, Björn Gemmer, Bernd Holly und Frank Wemme, der am Samstag den Familien-Info-Tag ersetzte. Das Team Till Buurman und Dirk Konnertz haben dafür das Filmmaterial sehr kurzfristig und schnell erstellt und präsentationsgerecht aufgearbeitet.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Flexibilität aller Eltern und vor allen Dingen bei Famke Möller (5b), Toshi Beato del Rosal (6a), Juliana Stry (7b), Benjamin Schul (10a), Jan Audretsch (11d) und Naomi Skibbe (13b), die ihre Schule im virtuellen Rundgang ausgezeichnet vertreten haben.

Land Hessen unterstützt Bootshaus-Sanierung mit 60.000 Euro
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Staatssekretär Dr. Stefan Heck übergab den Zuwendungsbescheid bei einem Besuch in der Steinmühle

Die Sanierung des Steinmühlen-Bootshauses ist ein aufwendiges Projekt – nun ist es finanziell deutlich leichter zu stemmen: Dr. Stefan Heck, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, überreichte an den Vorsitzenden des Vereins Rudern und Sport Steinmühle (RuS) Marburg, Dietrich Mägerlein, einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 60.000 Euro. „Hierher zu kommen war mir ein besonderes Anliegen,“ sagte Heck, der den Besuch am Steinmühlenweg noch vor den Einschränkungen durch pandemiebedingte Vorschriften machte. Und er ergänzte: „Die integrative Ausrichtung des Vereins hat die besondere Sympathie unserer Landesregierung. Da sind Sie mit der Beantragung von Fördermitteln offene Türen eingerannt.“

Das Bootshaus der Steinmühle ist Baujahr 1970. Meister und Olympia-Teilnehmer gingen ein und aus, nun ist die Substanz in die Jahre gekommen. Dietrich Mägerlein: „Was möglich war, haben wir quasi mit Pinselstrichen saniert. Zuletzt erlebten wir aber auch Dach und sanitäre Anlagen in einem nicht mehr haltbaren Zustand.“

Seit Generationen ist das Steinmühlen-Bootshaus der Treffpunkt zum Rudern und die Herberge des Bootsmaterials. Solange das Wetter es erlaubt, trifft sich auch aktuell mehrmals wöchentlich eine große Gruppe Ruderbegeisterter, um unter Leitung von Ruderlehrer und Rudertrainer Martin „Stromi“ Strohmenger an Rudertechnik und Geschwindigkeit zu feilen. Tradition hat auch die Kooperation mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista). Im Rahmen eines inklusiven Projektes wird an der Steinmühle schon seit Jahren sehbehinderten Sportlerinnen und Sportlern das Rudern ermöglicht.

 

Ruderer als Vorbilder in Pandemie-Zeiten

Zu der Förderungsübergabe im Foyer des bisher neuesten Steinmühlengebäudes am Eingang des Schulcampus fanden sich mehrere Gäste ein. Grußworte sprach Dirk Bamberger als Mitglied des Hessischen Landtags: „Als Cappeler Bürger weiß ich um den Stellenwert der Steinmühle,“ betonte er und wünschte den Bauarbeiten einen reibungslosen und unfallfreien Verlauf. Erster Kreisbeigeordneter und Vize-Landrat Maria Zachow zollte allen Vereinsaktiven Respekt und bezeichnete den Rudersport als sinnbildlich, wie mit der Pandemie umzugehen sei: „Sie bündeln die Kräfte, legen sich alle zusammen ins Zeug und finden die richtige Schlagzahl. Es kommt darauf an, gemeinsam Kräfte zu mobilisieren.“ Georg Ritter, Geschäftsführer des Internats Steinmühle, betonte die Wichtigkeit des Ruderns im Rahmen der sportlichen Ausrichtung der gesamten Steinmühle und betonte die Unterstützung des Projektes durch die Internatsträgergesellschaft.

Letztendlich ebnet die Zuwendung des Landes den Weg für eine Sanierungsmaßnahme, die finanziell nur gemeinschaftlich gestemmt werden kann. Als in vorderer Reihe Beteiligter ist als Träger von Gymnasium und Bilingualer Grundschule der Schulverein Steinmühle Marburg zu nennen, dessen Geschäftsführer Dirk Konnertz ebenfalls vor Ort war. Doch nicht nur in finanziellen Dingen greift ein Netz ineinander. Auch wenn es darum geht, organisatorische Fäden zu spinnen, Maßnahmen zu koordinieren und selbst mal Hand anzulegen, kann sich RuS-Vorsitzender Dietrich Mägerlein auf ein Team verlassen. Seine Stellvertreter Björn Gemmer, zugleich Steinmühlen-Schulleiter, und Bianca Zenker halten die Rudergemeinschaft in jeder Hinsicht auf Kurs.