Der Besuch eines Erfolgsschauspielers – oder: Ein Blick hinter die Kulissen 
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Sigmar Solbach kommt. Ein Ehemaliger des Internats Steinmühle. Einer, der Schauspieler geworden ist, Serienheld und Frauenschwarm. – Was erwartet man da? Viel Selbstgefälligkeit, viel Rückblick auf eigenen Ruhm und vor Ort eine große Portion Effekthascherei beim Lesen aus seinen Memoiren.

Umso erstaunter stellte man am Ende fest: Das war gar kein Selbstdarsteller. Hier gab ein authentischer Gast selbstkritisch einen Rückblick auf sein erfolgreiches Leben, verbarg dabei aber auch dunkle Momente und schwierige Zeiten nicht. Obendrauf transportierte er das Unabdingliche für jeden, der erfolgreich sein will: Hindernisse überwinden, über den eigenen Schatten springen, hinaus aus der Komfortzone – und immer das Ziel im Blick.

 

Internat war eigener Wunsch

Sigmar Solbach kam 1963 zur Oberstufe ins Internat Steinmühle, weil er besser lernen wollte. Aus freien Stücken. Die Eltern getrennt, ein neuer Partner an der Seite der Mutter. – Aus seiner Sicht keine Basis für eine erfolgreiche Schullaufbahn.

Was er werden wollte, das wusste der junge Mann aus dem südwestfälischen Dorf Rothemühle bereits bei seiner Anreise. Schauspieler nämlich. Das Theaterspiel in der Steinmühle nahm schon kurze Zeit später Fahrt auf. Die treibende Kraft: Sigmar Solbach.

 

„Eine überwiegend unbeschwerte Zeit“

Es wurde ein weitgehend heiterer Rückblick – vor, während und nach der Lesung. Im Steinmühlenforum fanden sich einige Klassenkameraden von damals ein, und mehr als einmal hieß es: „Weißt du noch…?“ – Fotos von damals wurden betrachtet, Anekdoten zum Besten gegeben. – So stellt man sich ein Klassentreffen nach 60 Jahren vor.

„Es war eine glückliche und überwiegend unbeschwerte Zeit“ erinnert sich der Schauspieler an seine Jahre im Internat Steinmühle.

 

Solbach war einer von 500 – und er spielte den Faust

Als Solbach 1966 „ein passables Abitur“ in der Tasche hatte und sein Berufswunsch immer noch aktuell war, da gab es einen immer noch zweifelnden Stiefvater. „Nur einen einzigen Versuch an einer Schauspielschule wollte er unterstützen“. Dieser enge Trichter und der enorme Druck, als einer von 500 Bewerbern an der Westfälischen Schauspielschule Bochum vorzusprechen, haben offensichtlich alle nur denkbaren Energien bei Sigmar Solbach freigesetzt. Die einzige Zusage – erhielt er! Weil er gut spielte, was sich vorher niemand traute: Den Faust.

 

Respekt vor den hohen Ansprüchen

Es machte sich Erleichterung bei Sigmar Solbach breit. Den beruflichen Plan B, Torwart in der Fußballnationalmannschaft zu werden, konnte er ad acta legen.

Solbachs Schauspielerei war die Lösung einzelner Probleme, brachte aber auch neue Herausforderungen. Für den Stiefvater avancierte er vom „Nichtsnutz“ zu jemandem, aus dem langsam etwas wird.

Was niemand sah: Die Widrigkeiten auf dem Weg nach oben, finanzielle Unzulänglichkeiten und die Studentenbude ohne Dusche, das übergangsweise notwendige Geldverdienen als Handelsvertreter von Kosmetika, die schlechte Bonität als Freiberufler, den Respekt vor dem einen oder anderen großen Regisseur und damit verbundene Ansprüche. So zum Beispiel „…vor dem großen Fritz Umgelter“:

 

„Erst Angst vor Pferden – dann ritt ich wie der Teufel“

Die gesunden Schneidezähne sollte er sich überkronen lassen, weil sie ein kleines bisschen schief standen. Und reiten lernen, das war die Bedingung für die angedachte Rolle. Gegen alle persönliche Einsicht ging er zum Zahnarzt, gegen alle Ängste vor Pferden ließ er sich im Reiten ausbilden. „Und man glaubt es kaum – ich selber auch nicht: Ich ritt am Ende wie der Teufel“.

 

Hamlet als Ritterschlag

Die immer wieder auftretende Frage an sich selbst: „Werde ich den Ansprüchen gewachsen sein?“ durchzog nicht nur Solbachs Karrierebeginn wie ein roter Faden. Später dann, als der Mann mit dem Faible für Theaterrollen mehrheitlich in Fernsehserien spielte, formulierte sich Solbach seine privaten Herausforderungen selber. Nach der Darstellung des Hamlet, „der wohl schwierigsten Theaterrolle“, sind es drei Atlantiküberquerungen mit der Segelyacht, die erfolgreich verliefen, aber ihren Tribut forderten: Wenig Schlaf, viel Können und vollste Konzentration.

Sich selbst etwas beweisen, bis ans Limit gehen, Grenzen austesten und Dinge erfolgreich bis zum Ende bringen – dafür steht Sigmar Solbach vor allen Dingen. Welch unwichtigen Platz nehmen da Kuss- und Bettszenen aus Fernsehserien ein, für die er – so die Standard-Antwort seiner Frau – „jedenfalls gut bezahlt wurde“.

Nein, er nehme die Charaktere seiner Rollen nicht mit nach Hause, erklärte Solbach bei einer Fragerunde nach seiner Lesung. Und er räumt ein, „…dass es von vielen Puzzleteilen abhängt, ob die Karriere gelingt“. Er habe auch Glück gehabt, erklärt er. Nach allen Schilderungen dürfte sich dessen Anteil eher in Grenzen gehalten haben.

 

 

Schauspieler Sigmar Solbach, bekannt aus den Serien „Der Winter, der ein Sommer war“, „DasTraumschiff“,  „Das Erbe der Guldenburgs“, „Diese Drombuschs“,  „Dr. Stefan Frank“, „Die Alpenklinik“ u.a. besuchte aufgrund bestehender Kontakte zu Schulleiter Björn Gemmer seine frühere Schule, das Internat Steinmühle, und las aus seiner Autobiografie „Mein Leben – ein Traum“.

Die Oberhessische Presse filmte Teile des Abends:

https://www.instagram.com/reel/DQwmHDkDHBf/?igsh=aGJlaTl2M3I3Y3Fi