Das Glas nicht aus den Augen lassen

KO-Tropfen auf Parties oder Veranstaltungen sind ein Angstmacher für Eltern, Jugendliche, aber auch ältere Erwachsene. Die Vorstellung, dass Fremde das eigene Getränk in einem unbemerkten Moment mit Substanzen versehen, durch die man erst „berauscht“ und anschließend willenlos wird, bereitet große Sorge. Doch was sind KO-Tropfen eigentlich? Wie erkennt man sie, wie schützt man sich davor? Und was, wenn man doch Opfer einer KO-Attacke geworden ist?

Fragen über Fragen, für die der Jahrgang 10 an Schule & Internat Steinmühle im Rahmen einer anderthalbstündigen Präventionsveranstaltung zwei kompetente Ansprechpartnerinnen hatte, nämlich Lara Baade und Lucie Lemberg vom Verein Frauennotruf Marburg e.V..

 

Schlagartiger Wechsel von Euphorie zu Wehrlosigkeit

Es ist nicht nur eine einzige Substanz, die als KO-Auslöser genutzt werden kann. Rund 150 verschiedene Mittel, teilweise im Internet bestellbar, „taugen“ dazu, ausgewählte Personen gezielt vorübergehend aus dem selbstbestimmten Leben zu holen. Es sind Substanzen, zum Teil zweckentfremdet, die im Getränk optisch und geschmacklich nicht unbedingt auffallen. Bis maximal 30 Minuten nach dem Konsum des Getränks fühlt sich die Konsumentin oder der Konsument eher berauscht und euphorisch. Nach 20 bis 30 Minuten aber kommt der Kipp-Punkt. Und zwar schlagartig.

„Dann kommt die sedative Phase“ , berichten die Referentinnen. Betroffene sind wie weggetreten, energielos, haben Bewusstseinsstörungen, Herzrasen und müssen sich erbrechen. Sie können sich gegen aktive Be- oder Mißhandlung – mitunter Vergewaltigungen – nicht wehren, haben keine Kraft. Diese Phase dauert, je nach Substanz und Kondition, etwa 6 bis 8 Stunden.

 

Konsum durch Spezialbrillen simuliert

„Es kommt darauf an, ob und was man gegessen hat, ob vorher vielleicht schon Alkohol konsumiert wurde oder dergleichen“ berichten die Fachfrauen, die die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss des Exkurses über einen interaktiven Parcours schickten. Dabei wurde mithilfe spezieller Brillen der vorherige Genuss der gefährlichen Rauschmittel simuliert. – Eine Erfahrung, um annähernd die Vorstellung zu haben, wie es ist, KO-Tropfen-Opfer geworden zu sein.

 

Auf Feiern jeglicher Art

Der Ort, an dem diese heimtückischen Aktivitäten stattfinden, ist übrigens nicht immer der Club oder die Bar. Es sind private Partys, es ist die Kirmes, es sind Feiern jeglicher Art, bei denen meist viele Menschen zusammenkommen. Und es ist übrigens nicht unbedingt der Fremde, der bei derlei Gelegenheiten das oder die Opfer aussucht. Es ist bisweilen jemand aus dem Bekanntenkreis, der auf diese Weise einen schlechten Scherz plant – oder mehr.

Entgegen aller Annahmen sind die Zielpersonen zwar meist weiblich, aber nicht immer, und gar nicht so selten keine Jugendlichen mehr. „Opfer von KO-Tropfen können“, so die Referentinnen, „auch ältere Personen werden“.

Die Präventionsveranstaltung für den Jahrgang 10 der Steinmühle fand klassen- bzw. gruppenweise statt. Unser Foto entstand bei der Präventionseinheit für die Klasse von Fachlehrerin Nicole Hohm.