Weitere Leselernhelfer gesucht: MENTOR Marburg-Biedenkopf gründete sich vor einem Jahr
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Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Dieser oft flapsige Kommentar, wenn jemand nicht genau genug hingeschaut hat, genießt von seiner Aussage her absolute Berechtigung. Kann jemand keinen Text erfassen und den Inhalt nicht verstehen, dann kann er nicht mitreden und ist ausgegrenzt. Mit fast 60 ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren möchte der Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Region Marburg-Biedenkopf die erschreckende Bilanz verbessern, dass am Ende der vierten Klasse 20 von 100 Kindern nicht richtig lesen und 30 von 100 nicht regelkonform schreiben können. Der Verein gründete sich auf Kreisebene vor einem Jahr in der Steinmühle und feierte nun genau dort sein einjähriges Bestehen.

Ein besonderer Gast sorgte bei der Veranstaltung für Kurzweil im Steinmühlenforum: Kinder- und Jugendbuchautor Andreas Steinhöfel. Mit dem Verlesen aus seinen Werken sorgte er aber nicht nur für manches Schmunzeln und den einen oder anderen Lacher. Das Anliegen „MENTOR“ ist ihm wichtig und für ihn sehr ernst, er unterstützt es als Schirmherr und konstatiert:“ Wer nicht lesen kann, hat es sehr schwer, aufrecht durchs Leben zu gehen.“

Die Arbeit als Mentor ist erfüllend. Das Ehrenamt, für das man ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis braucht und an einem Qualifizierungsseminar teilnehmen muss, erfordert Geduld, aber gibt viel zurück. Vier Mentorinnen erzählten im Steinmühlenforum von ihrer Tätigkeit, bei der sie Schülerinnen und Schülern aus oft bildungsfernen und sozial schwachen Schichten die Welt der Buchstaben und Wörter nahebringen. Für diese Arbeit werden im Landkreis noch dringend 15 bis 20 weitere Lesepaten gesucht.

„In der Pandemie ist die Situation nicht gerade besser geworden,“ berichtete Vorsitzende Inge Maisch. Sie ist Ansprechpartnerin für Menschen, die möglicherweise Interesse haben, sich den Aufgaben eines Mentors zu stellen (info@mentor-marburg-biedenkopf.de). Dass fast alle Leselernpatinnen und -paten aus dem vergangenen Schuljahr weitermachen, stimmt sie positiv. Es sei schön, mitzubekommen, wenn Kinder Freude am Lesen entwickelten.

Eine Freude war es auch, denjenigen zuzuhören, die für die künstlerische Gestaltung des Jubiläumsabends sorgten. Das Jazz Ensemble der Steinmühle unter Leitung von Frank Wemme gehörte ebenso dazu wie Talea Funk mit einer nachdenklichen Komposition.

Der Leitung von Grundschule und Gymnasium Steinmühle sowie der Schulgeschäftsführung sind die Aufgaben von MENTOR wichtig. Schließlich sei Lesen die Grundkompetenz für die gesamte Bandbreite schulischer Bildung. Die Steinmühle hofft daher, dass sich möglichst viele Menschen melden und sich für die Tätigkeit als Lesepatin oder Lesepate interessieren.