„Integration bewegt!“ war das Motto des diesjährigen Integrationswettbewerbs move-it!, der in den vergangenen Jahren exzellente Projekte rund um das Thema Integration und Inklusion förderte und auszeichnete. 13 Projekte wurden in diesem Jahr vorgestellt und boten ein farbenprächtiges Bild im historischen Rathaussaal, der von unbekannten Tänzen, Klängen und Darbietungen besonderer Art erfüllt war. Mitmachen durfte ein jeder Marburger mit einer guten Idee. Auch das Gymnasium Steinmühle mit seinem Projekt „Unsere Mitschüler …ein paar Fragen“, erarbeitet von Leon Köhne, Miriam Verweyen, Joela Schwing, Lennart Holly (alle 5b), Jamal und Ahmad (9i und zukünftige Klasse 7), war unter den Ausgezeichneten und belegte den 3. Platz.
Wie kam es dazu? Im Oktober 2016 passierte etwas Neues an der Steinmühle. 15 Kinder und Jugendliche aus Syrien, Eritrea und Afghanistan, alles Flüchtlinge im Alter von 12 bis 17 Jahren, die ohne Eltern die Flucht nach Deutschland geschafft haben, wohnen und leben im Bremer Haus auf dem Schulgelände. 15 neue Schüler, die doch so ganz anders sind, als man es sonst von den „Neuen“ gewohnt ist. Schon im Vorbeigehen am Klassenraum und auf dem Schulhof ist die Luft erfüllt von unbekannten Sprachen und Melodien. Von kleinen und großen Händen wird gemeinsam multikulturell gelernt und entdeckt, geknetet und gemalt, gekocht und gehämmert, getanzt und musiziert. In einer Ecke steht eine Gruppe in Betrachtung oder Besprechung vertieft, während einer der großen Jungen mit den Kleinsten übersetzt und schreibt. Auf Kulturabenden sind sie ebenso immer wieder anzutreffen und oftmals auch zu hören, wie auch beim gemeinsamen Essen.
Leon Köhne, Miriam Verweyen, Joela Schwing und Lennart Holly (alle 5b) wollten sich die ganze Sache einmal genauer ansehen. Nach einem ersten Treffen mit Jamal Jaber und Ahmad Joumaa (beide sind noch 9i, wechseln aber nach den Sommerferien in die Klasse 7) war klar: „Die beiden müssen wir interviewen.“ Der anfänglichen Reserviertheit folgte rasch eine gesunde Neugier. So entstand in Eigenregie der Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung von Ines Vielhaben ein kurzes Video über allerhand Interessantes der verschiedenen Kulturen und das neue Leben von Jamal und Ahmad in der Steinmühle. Alle lernen viel voneinander. Schnell bewarb man sich für move it! und fand sich gemeinsam mit Christian Krämer, dem Klassenlehrer der 9i, wenige Monate später im Festsaal des Rathauses wieder. Die Freude ist riesig, als man hinter dem Tanzprojekt der Richtsbergschule und dem Projekt „Café Refugium“, den 3. Platz unter 13 tollen anderen Projekten erreicht.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies betonte einen Gedanken in seiner Rede, der insbesondere auch für die Schule gelten mag: „Ich glaube, dass Integration darin besteht, dass man miteinander zu tun hat, alle sich verändern, voneinander lernen und etwas voneinander haben. Die einen müssen dabei nicht so werden wie die anderen.“